Archiv für den Monat: September 2013

Half Baked

am Park hier ums Eck von meinem Hostel treten auch Bands auf. Am Tag vorher war ich noch dort und hatte unter dem Pavillion leiseren Singer-/Songwritern gelauscht. Heute höre ich beim Hinlaufen schon zwei Straßen weiter laute Rock-Musik – dachte aber, aufgrund der gestrigen Erfahrung, dass diese bestimmt woanders herkommen müsse. Pustekuchen!
Hier wird gerockt – Half Baked steht „auf der Bühne“.
Half Baked @ #popmtl
Die fliegenden Haare unter dem Pavillon gehören eigentlich zum dem Teil der Band, die hinter den Tasten/Laptops steht. Da findet man sie aber selten, sie springt – genauso wie ihr Kollege – überall herum. Der andere steht auf dem Bild gerade ganz links auf dem Podest zum Singen.
Wenn er mal etwas näher an der Bühne ist, hat er auch eine Gitarre umhängen und springt soweit das Kabel reicht; ins Publikum, auf die Treppe im Hintergrund, auf den anderen Podest (dort ohne Gitarre) und wieder von vorne.

Wow – sowas sieht man echt selten. Und vor allem nicht an einem Sonntag Nachmittag um halbfünf!

POP Montreal

es hat sich vermutlich schon etwas rumgesprochen, dass ich für das Musik- (und Kunst-) Festival „POP Montreal“ – oder auf internetisch: #popmtl – nach Kanada geflogen bin. Angeblich soll das viel besser sein, als die „Canadian Music Week“, auf der ich letztes Jahr war.
der offizielle Banner

Es gibt hier jede Menge Veranstaltungsorte, von der normalen Bar oder Veranstaltungshalle über Kirchen, Parks und offensichtlich nur für das Festival temporär errichtete Bühnen ist vieles vertreten. Jede Band hat 60min Zeit (und das funktioniert wirklich!), es gibt jedoch auch ein paar „größere Bands“, die ein richtiges Konzert spielen dürfen. In der Stunde ist alles dabei: Aufbau, Soundcheck, „Konzert“ und der Abbau. Das hat zur Folge, dass die Band gerade mal ca. 35-40min spielen kann. Als Besucher ist es ratsam, die Umbaupause für einen Wechsel des Orts zu nutzen (oder zumindest draußen zu warten) – ein Soundcheck ist keine schöne Sache.

Eine kleine Anekdote am Rande: eine Vorband kündigt nach der obligatorischen halben Stunde ihr letztes Stück an; mit der Begründung, dass dann ja alle mehr vom folgenden Brendan Canning haben. Hinter mir (obwohl ich schon fast ganz hinten in diesem kleinen Club stehe) höre ich ein halblautes „no no, keep playing!“ rufen. Als ich mich umdrehe, ist es eben dieser Brendan Canning, ein Mitglied der Broken Social Scene, der noch entschuldigend hinzufügt „I only know seven tunes„.
Diese sieben Lieder hat er dann aber sehr schön vorgetragen – auch wenn er das Publikum öfters um Ruhe bitten musste.

öffentliche Klaviere

hier in Montreal stehen etwa 20 Klaviere im öffentlichen Raum. Beim (auch planlosen) Umherlaufen bin ich an einigen vorbei gekommen. Und es sitzt immer jemand dran und spielt, meist sogar recht gut – soweit ich das beurteilen kann.
öffentliches Klavier in Montreal

Vermutlich gibt es mehr Erklärungen dazu auf dieser Facebook-Seite (auch wenn ich kein einziges Wort davon verstehe). Soweit ich es mitbekommen habe, ist es von der Stadt organisiert. In Deutschland werden die Städte vermutlich eher viele Gründe gegen so eine Initiative finden, als so etwas umzusetzen. Und damit stellt sich wieder die Frage: wie wollen wir in einer Stadt leben? Viele wollen einfach alle Vorteile einer Stadt haben, sind allerdings nicht bereit auch nur minimalste Nachteile in Kauf zu nehmen.
Des weiteren haben ich noch das Projekt „Street Pianos“ gefunden. Mal sehen, vielleicht kriege ich ja trotzdem einen zweiten Standort in Deutschland eröffnet….

 

Metro Montreal

als Großstadt-Mensch kommt man nicht umhin, sich mit dem öffentlichen Nahverkehr auseinander zu setzen. Hier in Montreal gibt es drei’n’halb „U-Bahn“-Linien (n’halb weil eine nur aus drei Stationen besteht); und das für eine Stadt mit ein’n’halb Millionen Einwohnern (4,2 Mio mit dem ganzen Umland). Ich merke immer öfters, wie „verwöhnt“ wir in Stuttgart sind. Fahrpläne gibt es hier sowieso keine – es heißt halt lapidar, dass die Bahnen schon alle paar Minuten fahren. Bei den Bussen kann man eine Nummer anrufen und ein Computer sagt dann die nächste Abfahrtzeit an.
A propos „Bahnen“. Es hat ein paar Fahrten gedauert, bis ich merkte, das ich gar nicht in einem „richtigen“ Zug sitze, die fahren hier nämlich auf Rädern und nicht auf Schienen.
die "Züge" fahren in Montreal auf RädernUnd es scheint auch hier das typische „Ein-/Aussteige-Problem“ zu geben. Daher wird an jeder Tür ein recht aussagekräftiges Symbol am Boden angebracht, auch wenn es nicht so Blinden-freundlich, wie die Lösung in Stuttgart ist. Aber dafür schaffen es die Metro-Fahrer hier, auch tatsächlich so anzuhalten, dass es passt. In Stuttgart müssen die Blinden regelmäßig auf Einstieg-Hilfe von anderen Fahrgästen hoffen, weil die Züge selten dort anhalten, wo sie sollen!
erst aussteigen lassen!
Ich wollte jetzt glatt noch ’n halben Gedanken daran verschwenden, warum die Menschen oft in die Bahn drängen bevor schon alle ausgestiegen sind (oder wieso sich manche so unendlich lange Zeit beim Aussteigen lassen).
Mach ich aber nicht, ich muss schon wieder los, zur nächsten Metro-Fahrt….

taktisches Ticket kaufen

das Programm zu diesem Festival hier ist ziemlich unübersichtlich gestaltet. Es gibt ein Buch, in dem alle Bands kurz vorgestellt sind, ein anderes Heftchen, in dem steht, wo diese Bands spielen. Eine chronologische Auflistung gibt es nur im Netz. Mit keiner dieser Darstellungen kann man alleine „arbeiten“. Also müssen immer alle drei zu Rate gezogen werden. Wie unkomfortabel!
POP Montreal Zeitplan-Erstellung

Zusätzlich habe ich festgestellt, dass es zwar Tagespässe gibt, dieser allerdings keine Garantie ist, dass man zu den Konzerten auch reinkommt (nur wenn noch Platz ist). Also muss ich hier „taktisch“ mein Ticket kaufen, für eine Show, die ich evtl. sehen will. Es werden nämlich gar nicht für alle Shows Tickets beim Pop-Hauptquartier verkauft. Und wenn man dann endlich ein Konzert gefunden hat, dann kann man dieses Ticket für einen Aufpreis von 10$ zum Tagesticket machen.
Jetzt bin ich mal gespannt, ob es oft vorkommt, dass Konzerte ausverkauft sind – oder ob immer noch Platz für eine Person sein wird.

Schnauze verbrannt!

Schnauze verbrannt @ Lola Rosa
dazu gab es noch eine ziemlich heiße Suppe als Vorspeise. Und daran habe ich mir echt die Schnauze verbrannt! Scheinbar bin ich warmes, bzw. heißes Essen gar nicht mehr gewöhnt.

Aber viel wichtiger sind die beiden Druck-Erzeugnisse, die ebenfalls auf dem Tisch liegen: Oben der Pop Montreal-Plan mit einer Kurzbeschreibung zu jeder Band (in fr & en) und darunter das erste Magazin, das ich hier auf Englisch gefunden habe. Der Name Cult MTL sagt mir zwar eher nicht zu, aber ich hoffe mal, dass darin wenigstens ein paar gute Tipps zu finden sind (die ich endlich mal verstehen kann!)
Am anderen Ende dieses kleinen Lokals (Lola Rosa) saß ein Mädel, welches ihrer männlichen Begleitung einen ziemlich langen und für alle deutlich verständlichen Monolog über die Rolle der Frau und ihrer Sexualität seit dem Mittelalter gehalten hat (ebenfalls in en).

Bettler

natürlich gibts hier in der Großstadt auch Bettler. Diejenigen, die einfach nervig nach „Change“, also Kleingeld, fragen. Aber auch die, die musizierend am Weg stehen. Eben sind hier beide aufeinander getroffen, leider so, dass einer dieser assozialen Penner der Musikerin Geld geklaut hat. Ich habe es nur am Rand, Rolltreppe hoch- und wegfahrend, mitbekommen. Oben habe ich umgedreht und bin zurück. Der Typ natürlich schon weg.
Sie erzählte mir irgendwas auf französisch und musste dann alles nochmal unter Tränen auf englisch wiederholen; er habe ihr einen ganzen Dollar geklaut.
Nach ein paar Anläufen hat sie dann „Talking about a Revolution“ gespielt; ich habe ihr zwei Dollar gegeben und mich bedankt.
Kurz drauf bin ich dann dem Assi begegnet und habe ihn, so gut ich es eben auf englisch konnte, vor allen seinen Artgenossen zur Sau gemacht (vermutlich leider völlig erfolgs- und folgenlos).

Leihräder

in ganz Montreal gibt es nur vier Metro-Linien, aber wohl noch ein großes Bus-Netz. Das Wochenticket (All-You-Can-Drive, mein Name dafür) kostet knapp 24$.
Aber hier gibt es noch überall solche Leihrad-Stationen der Firma Bixi (Bike + Taxi). Die Konditionen hierfür: 15$ Grundgebühr für drei Tage (7$ für einen Tag) und dann sind alle Fahrten unter 30min frei. Die Bedienung scheint einfach zu sein – keinen Antrag schreiben, keine telefonische Reservierung, nix. Einfach Kreditkarte rein und schon solls los gehen. Am Ende der Miete nur noch das Rad zurück in eine der zig (vermutlich eher hunderte) Stationen stellen, fertig.
Das habe ich also auch mal probiert – und es ist wirklich so einfach!
Ich hoffe nur, dass die Abrechnung dann auch stimmt.
Radfahren ist halt doch 1000x besser als rumlaufen, obwohl die Räder, die ich bisher hatte, alle ziemlich fertig waren (hakende 3 Gang Schaltung und schlechte Bremsen).

Update: Ich habe ein ganzes Nest von diesen Dingern mitten in der Stadt gefunden!
ein ganzer Schwarm von Bixi Rädern
Und wenn man sich etwas geschickt anstellt, kann man sogar so unhandlichen Bücher und Magazine in der Transporthalterung befestigen.
mit etwas Geschick sogar praktisch!

Unterhosen

ich habe ja keine Ahnung, worum es hierbei geht. Ich kann nur vermuten, dass es was mit Unterhosen zu tun hat. Es gibt hier ein paar Wände, die komplett voll von diesen Flyern hängen.
„Dignite“ hat doch bestimmt was mit „dignity“ und somit mit Würde zu tun, oder?
Einen Zusammenhang kann ich mir aber nicht mehr zusammenreimen – genauso wenig den Text von den anderen Exemplaren.
würdige Unterhosen

Montréal!

tatsächlich angekommen. Aber auch ziemlich im Eimer.
Ich habe den Eindruck, dass die Leute hier zwar schon Englisch sprechen können, dies aber nicht unbedingt tun. Und englische Worte sieht man hier auch keine. Ob das wohl eine gute Idee war, in diese frankophile Stadt zu fliegen?
Ansonsten scheint sie recht fahrradfreundlich zu sein (allerdings habe ich nicht vor, hier Rad zu fahren). Es gibt ein Netz von solchen Fahrrad-Schnellstraßen durch die ganze Stadt:
Fahrrad-Schnellstrasse in Montreal
Und was auch gleich auffällt: An allen normalen Kreuzungen gibt es keine extra Fussgänger-Ampel. Es gibt einfach eine Ampel, die für alle gilt; Autofahrer, Fussgänger und Radfahrer. Und das funktioniert! Was man sich als jemand – der den deutschen Autoverkehr gewohnt ist – nicht vorstellen kann.
Die erste Metro-Station, die ich gesehen habe, sieht übrigens so aus (diesen Eindruck machte die ganze Stadt bisher, alles ziemlich runtergekommen, aber dafür viel Platz):
Metro-Station in Montreal

Montreal ruft!

nach genauerem Studium des Flugtickets (ich habe es schon vor Monaten gekauft) muss ich erschreckendes feststellen. Mein Flug geht am Wahlsonntag um 6:30!
Ich bin ja sowieso kein Frühaufsteher – und aufgrund der schlechten Stuttgarter Nacht-ÖPNV Verbindungen kann ich nur um 4:09 losfahren. Puh – das wird anstrengend.
Und noch viel anstrengender ist es, wenn man davor noch auf ein Konzert gehen will. Es handelt sich dabei nicht um irgendein Konzert, sondern das aller-aller-allerletzte Konzert in den Waggons (diesmal wohl wirklich). Dort fängt’s üblicherweise nicht vor Mitternacht an.
Also gibt’s nur einen Plan: Durchmachen!

Wahl-o-Mat

letztens hatte ich einen YouTube-Filmchen des Kabarettisten Volker Pispers gesehen. Dort geht er darauf ein, dass die Deutschen in Umfragen eine komplett andere Meinung vertreten, als die Parteien, die sie wählen. Und das aus so rationalen Gründen wie z.B.: „die kann man doch nicht wählen“ (obwohl die genau die eigene Meinung im Parteiprogramm stehen haben).
Und nach der Wahl wundern sich dann alle darüber, dass eine „falsche Politik“ gemacht wird.
Abhilfe schafft der Wahl-o-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung. Einfach ein paar Fragen beantworten, diese noch kurz gewichten und – schwupps – schon kommt das richtige Ergebnis raus!
Bei mir ist das:

  • Tierschutzpartei
  • Die Partei
  • Piraten

Hm – die kann ich doch wirklich nicht wählen, oder etwa doch?

Flugstunde III

Libelle - Flugstunde III
in Stuttgart haben sich ein paar Musiker – oder besser allgemein gesprochen, ein paar Kreative – zu einem Kollektiv zusammengeschlossen. Das ganze Ding haben sie Libelle benannt; unter anderem gehört auch die Band stullenheimer dazu. Von Zeit zu Zeit gibt es eine „digitale Werkschau“, die man kostenlos über ihre Homepage herunterladen kann. Natürlich wird jede dieser Veröffentlichungen auch gebührend gefeiert, mit live Musik und DJ Sets. Nebenbei gibt es bei diesen Partys dann noch die passende CD-Hülle für den digitalen Download. Coole Sache!
Hier sind auf jeden Fall ein paar Bilder von stullenheimer und den Vorbands Jim Fletch und illlumen.