Charlottetown – LORDA

im Hostel lasse ich es etwas langsamer angehen. Von dieser Prinz Edward Insel (P.E.I.) komme ich nur per Fähre wieder runter, wenn ich nicht nochmal mit dem Shuttlebus fahren will. Die fährt mehrmals, für mich relevant 13:00 oder 14:45. Bis dahin sind es etwa 65km(?). Ich entschließe mich für die viertelvordrei-Fähre und bleibe bis 11:15 im Hostel. Andy will die frühere nehmen und haut schon etwas hektisch um neun Uhr ab. Wir machen aus, dass wir uns auf einem Campingplatz treffen.

Also los, ich fahre auf einem „Coastal Drive“, der prinzipiell immer schön am Wasser entlang führt.

Hier und da stoppe ich mal, um ein Foto zu machen.

Und kurz darauf dann dieses Schild. Hier wird vor „Kirchen-Verkehr“ gewarnt. Da frage ich mich: Wieso? Sind das „andere“ Leute, vor denen man extra warnen muss?

Ich komme dann tatsächlich viel zu früh, etwa 1h vor der Abfahrt, bei der Fähre an. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich vielleicht noch ein paar Fotos geschossen, hier und da habe ich mich dagegen entschlossen.
Hier kann man, wenn man genau hinschaut, in der Ferne einen Fleck auf dem Wasser sehen. Das ist die Fähre.

Ich kaufe mir mein Ticket und schlage noch ein bisschen Zeit tot. Ein Typ redet mit mir, und stellt fest, dass ich ja ein recht „schweres“ Rad mit den Schutzblechen habe. Er würde auch radfahren und sein Sohn ist Profi-Radfahrer. Nagut, dann hätte ich auch ein anderes Rad, aber ich muss ja schließlich Gepäck und Zelt mitnehmen. Ein paar der typischen Fragen kommen natürlich auch.
Dann schaue ich mich weiter um und sehe diese Wurstfinger-große Raupe. Davon habe ich schon mehrere gesehen (und bestimmt auch schon einige ungewollt überfahren), es gibt sie in vielen Ausführungen, mit und ohne Haare, verschiedene Farben und Größen.

Die Fähre fährt los und ich verlasse meine vorletzte kanadische Provinz (P.E.I.) und werde in Kürze in der vorerst letzten (Nova Scotia, Neuschottland) ankommen.

Was ich schon öfters bemerkt habe: die Tourismus-Industrie geht mit Vollgas nur bis zum ersten September-Wochenende. Danach wird, wenn überhaupt, nur noch ein Notbetrieb aufrecht erhalten. Die „Music on Deck“ fällt hier auch schon aus – ganz egal, wie gut oder interessant sie gewesen wäre.

In Nova Scotia muss ich dann ein Stück auf einer nicht ganz fahrrad-freundlichen Straße fahren. Aber nachdem alle Autos von der Fähre mich überholt haben, ist es hier recht ruhig. Ich gehe in den nächsten Supermarkt und kaufe ein paar Kleinigkeiten.

Im Ort vor meinem Ziel (es sind immer noch ca. 20km) halte ich nochmal an, weil danach nichts mehr kommt. Im Supermarkt besorge ich mir ein Abendessen und werde dabei angesprochen. Allerdings scheint die alte Frau wohl an Demenz zu leiden, denn sie fragt mich jetzt schon zum dritten Mal, wo ich denn gestartet bin; dabei hat sie es beim ersten Mal schon verstanden und darauf reagiert und zum zweiten Mal, was für ein Rad ich fahre. Also schaue ich, dass ich das Gespräch beende, das bringt ja nix.

Am Zeltplatz angekommen ist da kein Andy. Es ist sogar überhaupt niemand da, das könnte an dem „Closed“ Schild gelegen habe, das am Eingang war. Ich habe allerdings keine Wahl, es gibt keine anderen Zeltplätze, die ich heute noch erreichen könnte.
Als ich gerade prüfe, ob es evtl. WLAN gibt, um nach einer Nachricht von Andy zu schauen, schreit mir jemand zu. Ich schreie ungerne und fahre deshalb mal zu ihm hin. Es ist der Besitzer dieses Zeltplatzes und er sagt mir, dass ich mein Zelt aufstellen kann, wo ich will. Duschen gibt es keine, WLAN auch nicht. Dafür wollen sie auch nur eine Spende. Hm, das hatte ich mir etwas anders vorgestellt, aber was solls. Andy taucht den ganzen Abend nicht mehr auf, ich hoffe, dass er vielleicht ein „Homestay“ bekommen hat. Auf dem Weg zum Zeltplatz hatte mich nämlich ein großer Hund einige hundert Meter weit gejagt – ich hoffe nicht, dass er in die selbe Situation gekommen ist; für ihn hätte die etwas anders ausgehen können.

Da mir hier nichts anderes übrig bleibt, gehe ich einfach mal schon um halb neun ins Bett!


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