hab ich schon mal angemerkt, dass es hier inzwischen so aussieht? Keine Berge mehr, alles flach. Dafür gab es heute den heimlich erwarteten Rückenwind. Es sah dann etwa 140km (oder fast 6h lang) so aus.
Etwas davor, kurz nach der Großstadt Edmonton (da fehlen wohl noch zwei Berichte, ich weiß noch gar nicht so recht, wie ich diese ganzen Eindrücken in Worte verpacken soll) dann dieses verhüllte Verkehrsschild. Mein erster Gedanke, klar, Islamisierung!!1Elf! Jetzt dürfen nicht mal mehr Verkehrsschilder ohne Schleier an die Straße. #DankeMerkel – was muss ich mir hier in Kanada wohl noch alles gefallen lassen?
Auf bzw. an der Straße passiert hier eigentlich nicht mehr viel. Es sieht aus wie auf dem Bild oben – überall – und da ich einen kleineren Highway gewählt habe, gibt’s auch wenig Verkehr. Bis auf diesen Brummer. Vor mir standen auf einmal ein paar Autos und LKWs und als ich schon zum Überholen ansetzte, sah ich den Grund dafür. Da bin ich doch gerne auf meinem Standstreifen geblieben, habe schnell das Smartphone gezückt und gerade noch rechtzeitig abdrücken können. Keine Ahnung, was wohl gewesen wäre, wenn das Gespann in meine Richtung gefahren wäre.
Später dann mal eine Ankündigung einer „Important“ Kreuzung vor mir. Das macht meine Reise doch zu etwas besonderem, wenn hier sogar schon solche Kreuzungen sind! ;~)
Mittagspause, eine Mischung aus vernünftigem Zeugs und Sonderangeboten (da schlage ich ja immer gerne zu).
Beim Weiterfahren treffe ich einen anderen Reise-Radler, mit Mini-Hund in der Lenkertasche. Er ist „nur“ von Edmonton und nicht mehr der Jüngste. Daher hat er seinem Rad auch einen Motor im Vorderrad gegönnt. 40km kommt er damit (er hat „100 Pound Gepäck“ dabei) und das reicht ihm normalerweise aus. Wir verabschieden uns drei oder viermal, jedesmal fängt er aber wieder an, weiterzureden. Beim letzten Mal will er für mich checken, ob es dort Zeltplätze gibt, wo ich hinfahre, schließlich hat er ja google. Nagut, lass ich ihn halt machen und sehe im Augenwinkel, dass es sein könnte. Er kann das Smartphone weniger bedienen und mit dem Ergebnis nicht allzuviel anfangen. Ich bedanke mich trotzdem und schaffe es endlich, weiter zu fahren.
Neben dem einfach so flachen Land gab es auch jede Menge solcher Tümpel/Teiche/Flüsse/Bäche/wasauchimmerdasist. Da waren im Gegensatz zu den Seen am Anfang auch echt mal Enten (o.ä.) drin, die auch immer, wenn ich dran vorbeigefahren bin, in großer Aufregung versuchten, wegzufliegen. In anderen standen recht große Kühe drin, und dass es Wasser war, habe ich erst dann gesehen, als auch diese erschreckt vor mir abgehauen sind.
Dann komme ich in Viking an und fahre gemütlich durchs Städtchen. Vor der Post werde ich gefragt, ob ich etwas suche und ich sage ja, einen Zeltplatz. Den gibt es hier tatsächlich, wie ja vorher auf google schon kurz gesehen (obwohl auf meiner digitalen Karte nix davon eingezeichnet ist – nicht zum ersten Mal).
Der Platz ist zufällig nur am Ende der Straße und ich checke zu vernünftigem Preis (12$, allerdings ohne Internet) ein. Dann fahre ich noch ein bisschen durchs Städtchen und sehe alle möglichen skandinavischen Fahnen, Norwegen, Schweden, Finnland, Island, Dänemark. Dieses Dorf ist scheinbar wirklich von ausgewanderten Skandinaviern gegründet worden und in einer Art Heldenverehrung „Viking“ getauft worden.
Als ich mein Zelt aufbauen will und durch Blicke in den Himmel und zur Sonne die Himmelsrichtungen und mögliche Richtung des Sonnenaufgangs suche (damit das Zelt schon trocknet, während ich noch drin schlafe) ruft mir ein Camper von nebenan rüber, woher der Wind kommt und ich darauf aufpassen sollte. Jaja, danke. Mir eigentlich egal.
Gleich darauf wird mir Wein oder Bier angeboten. Ich lehne erst noch ab, da ich erstmal das Zelt aufbauen und vielleicht noch etwas zum Essen einkaufen will (obwohl ich – dank Rückenwind – gar keinen Hunger habe).
Als ich wieder in die „Stadt“ mit den ca. 800 Einwohnern fahre, fällt mir auf, was für eine riesige Hauptstraße (mit nur noch sehr wenigen vorhandenen Geschäften) die doch haben. Eingekauft habe ich letztendlich nix, die Kombination aus „eigentlich kein Hunger“ und dem Angebot im lokalen Supermarkt hat mich nicht zum Kaufen verleitet.
Wieder zurück am Zeltplatz kommt noch ein Mädel mit ihrem Hund vorbei und wir reden kurz ein bisschen, auch über meine Tour. Falls ich etwas bräuchte, sollte ich es einfach sagen, ihre Eltern wohnen fast direkt neben dem Zeltplatz. Mir fällt aber nix ein.
Die Dame, die mir an der Post den Zeltplatz genannt hat, hat mir auch noch ein (das einzige) Frühstückslokal in Viking empfohlen. Das hat morgen aber zu, daher ist sie nochmal zum Zeltplatz gekommen um mir das mitzuteilen und sich dafür zu entschuldigen. Gute Alternativen hätte sie gar nicht, ich versuche sie zu „trösten“, dass es nicht so schlimm sei und ich schon irgendwie klar komme. Danach will sie (mit anderen Campern) mir noch eine gute Route für meine morgige Strecke geben. Schwierig, da ich erstens noch gar nicht so recht weiß, wo ich hin will und die Camper hauptsächlich auf große Straßen mit viel Verkehr aus sind. Ich lasse das über mich ergehen und werde mir das halt nachher oder morgen früh im Zelt nochmal anschauen.
Später wird mir das Wein-Angebot der Camper nebenan nochmal gemacht, diesmal nehme ich es an. Was soll ich ohne Internet auch sonst hier in der Pampa machen. Ein Glas Wein und eine Packung „Yogurt Brezels“ später (wenn wir noch eine Packung hätten, könntest Du sie mit nach Hause nehmen), mit Gesprächen über Gott und die Welt, beschließen wir, es einen Tag zu nennen („let’s call it a day“) und ins Bett zu gehen. Einverstanden.
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