wir stehen auf und alles ist klatschnass. Es hat zwar nicht geregnet, aber der Tau und die Feuchtigkeit vom See sind genauso „schlimm“ wie Regen. Unser Zeltplatz ist dazu noch im Schatten und es wird noch ein oder zwei Stündchen dauern, bis die Sonne auf unsere Zelte scheinen wird. Die anderen beiden frühstücken schon mal ausgiebig, ich bin mit meiner Banane recht schnell fertig. Mehr habe ich nicht, ich hoffe, dass ich heute mal wieder etwas einkaufen kann; es sind zumindest zwei kleinere Städtchen auf dem Weg.
Die Sonne nimmt ihren täglichen Weg und kommt jetzt auch auf unseren Platz. Wir warten ein bisschen, allerdings wollen die beiden los. Ich würde mein Zelt gerne etwas trockener einpacken, aber ich bin überstimmt. Da die Strecke heute nicht so lang ist, kann ich damit noch leben.
Auf der Straße ist heute alles bestens (vielleicht mal abgesehen von dem viel zu schmalen Seitenstreifen, der es uns nicht ermöglicht, nebeneinander zu fahren). Hier und da machen wir es mal, kriegen dann aber oft ein „Ermahnungs-Hupen“ von den überholenden Autos und LKWs. Das ist alleine ganz anders, da hatte ich höchstens von entgegenkommenden Autos ein „Hallo-Hupen“ bekommen.
Ansonsten gibt es hier Steine
und Wasser, kein Wunder, wir fahren ja auch am Lake Superior entlang.
Das erste Städtchen auf dem Weg ist Schreiber, das sieht aber recht tot aus. Den Highway verlassen wir hier nicht. Da wir in dieser Gruppe etwas langsamer unterwegs sind, als ich alleine fahren würde, ist das mit dem Essen auch nicht so dringend. Die nächste Stadt ist ja auch schon in 20km – weiter geht’s!
Vor Terrace Bay (dem nächsten Ort) frage ich mich noch, wieso der Strand mit einer Frau beworben wird, die eine Kamera mit Stativ bedient – und komme in den nächsten 10sek auf keine Antwort (danach habe ich es schon wieder abgehakt).
Und dann kommt doch tatsächlich mal so etwas wie eine Sehenswürdigkeit. Über diesen Steg werden wir zu einem Wasserfall geleitet.
Es ist jetzt kein Meisterwerk eines Wasserfalls, aber wenn man den ganzen Tag nur Straßen sieht, ist es doch eine willkommene Abwechslung.
In den letzten Tagen bin ich auch immer wieder an so runden Buchten am Straßenrand vorbei gekommen. In den Rockies dachte ich ja noch, dass es Hubschrauber-Landeplätze sind. Hier steht jedoch dran, dass es Schneepflug-Wendeplätze sind (und daher Parkverbot gilt). Wieder etwas gelernt.
Auf einer dieser Bucht steht dieses kleine Wohnmobil. Es ist von Guy Amalfitano, der im Gedenken an Terry Fox (und zum Spendensammeln für die Krebsforschung) auf einem Bein mit Krücken durch Kanada laufen will. Er hat sich 177 Tage vorgenommen und muss in der Zeit jeden Tag einen Marathon laufen. Wir können nicht mit ihm reden, da er gerade seinen MIttagsschlaf macht. Gehört habe ich von ihm schon – und jetzt habe ich ihn auch (fast) gesehen!
In Terrace Bay stelle ich fest, dass alle Lebensmittel-Geschäfte geschlossen sind. Es gibt aber ein kleines Fast-Food-Restaurant, in dem ich Brot und eine Packung Streichkäse kaufen kann. Nicht perfekt, aber besser als weiterhin nix essen. Den Strand in Terrace Bay lassen wir sausen, da wir gerade auf ca. 260m hoch sind, also etwa 80m darüber.
Dann geht’s weiter auf der hügeligen Straße hier. Die See-Oberfläche ist etwa bei 180m, wir mussten zum Teil bis auf 430m hoch. Das habe ich ja schon in Australien erlebt und mir darüber gewundert und geärgert. Hier ist es etwas besser, da ich mit der OsmAnd~ App das Höhenprofil des Tages anschauen kann und daher vorbereitet bin. Das hilft zwar nicht gegen die Hügel, aber für die Einteilung der Energie.
Die Bahnlinie ist natürlich auch nie sehr weit weg.
Und den Lake Superior kann man auch ständig sehen.
Dann kommen wir nach 90km im Neys Provincial Park an. Kaum haben wir die Zelte aufgestellt, fängt es auch schon an zu regnen. Es ist zwar nur ein kurzer – aber dafür heftiger – Schauer. Zu Abend gegessen wird unter dem Vordach des Info-Centers im Park, bis wir dort ankamen, waren wir schon wieder recht nass. Aber der Regen hörte zum Glück wieder auf aber wir haben dennoch diesen Sonnenuntergang verpasst.
Wir sitzen nach dem Regen trotzdem noch am Strand diskutieren das „Trolley-Problem“, überlegen den perfekten Terroranschlag und wie man wohl Trump exekutieren könnte (und ob es nötig ist). Außerdem machen wir aus, dass wir morgen jede/r eine 1kg-Tüte M&Ms kaufen und damit ein „Wettessen“ veranstalten. Wer diese Tüte zuerst leer (gegessen) hat, hat gewonnen. Da das anvisierte Ziel 2,5 Tage ist, mache ich mir keine Bedenken, dass ich es nicht schaffen könnte, hier zu gewinnen. Ich bewundere jedoch die Offenheit und Unbekümmertheit der Jugend (nicht nur) in diesem Gespräch und bedaure ein bisschen, dass ich schon in ziemlich festgefahrenen Denk- und Verhaltensmustern gefangen bin.
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