viel hatte ich mir ja nicht vorgenommen, aber Fahrrad fahren wollte ich schon. Und das gerne bei jeder sich bietenden gemeinsamen Ausfahrt / Critical Mass. Hier in Vancouver soll sie angeblich jeden letzten Freitag im Monat fahren – also heute. Etwas skeptisch war ich schon, da hier niemand was genaues weiß, die Homepage ziemlich veraltet ist und in der zugehörigen facebook-Gruppe auch kaum was los ist. In einem Fahrrad-Geschäft wurde mir gesagt, dass es ja keinen Grund mehr dafür gäbe, es gibt ja inzwischen ein recht gutes Netz an Radwegen in der Stadt: „We won!“
Vormittags hatte ich noch so ein Leihrad. Die sind ähnlich zu denen in Toronto, aber etwas (wenn auch nur wenig) technisch ausgereifter. Statt drei Gängen, die im flachen Toronto ausreichen, gibt’s hier sieben und da sie einen Nabendynamo haben, gibt es auch eine Art „Bordcomputer“, der die verstrichene Zeit (30min sind je nach Tarif frei) und gefahrenen Kilometer anzeigt. Man kann diese Räder aber nicht einfach so ausleihen, sondern muss sich erstmal per Internet registrieren. Leider gibt es nur einen Tages- oder Monatspass (und mehr). Beides etwas unpassend für mich und 10$ (ca 7€) für einen Tagespass sind doch etwas happig (v.a. Im Vergleich mit der Call-a-bike Jahresgebühr von 3€?)
Und natürlich sind die schneebedeckten Rockies auch heute noch da.
Und ein DeLorean – mit Autos habe ich es ja nicht so, aber dieses Relikt an „Zurück in die Zukunft“ habe ich dann doch mal geknipst.
Meine Recherche über Bären, die ich in den Rockies erwarte, hat sich auch erweitert. Ich weiß jetzt, dass ich bei Grizzlies Toter-Mann spielen soll und Schwarzbären durch Lärm in die Flucht schlagen soll. Wie ich die beiden aber auseinander halten soll, ist mir noch nicht klar. Und ich weiß jetzt auch, dass eigentlich in ganz Kanada Schwarzbären sind, nicht nur in den Rockies. Wild-Campen fällt für mich somit aus.
Es gibt ganze Regale voll mit Bear Bells, die man sich ans Gepäck schnallen kann und dann die Bären freiwillig den Menschen aus dem Weg gehen. Über den Nutzen dieser Klingeln gibt es verschiedene Meinungen, ich schließe mich der an, dass es nix bringt – aber rein aus Egoismus, ich will ja nicht die nächsten drei/vier Monate bei jeder kleinen Erschütterung am Rad ein Klingeln hören müssen. Da flippe ich doch recht schnell aus.
Ich habe mich eher für eine Pfeife entschieden. Die macht dann Lärm, wenn ich es will und es gibt offenbar auch internationale Pfeiffen-Codes. Die kannte ich bisher auch noch nicht und habe sie mal schnell gelernt, wer weiß, wozu ich das mal brauchen kann:
Vielleicht besorge ich mir noch ein Bären-Spray.
Andere sagen, ich werde nur mit Glück einen Bären mal aus der Ferne sehen, sie selbst haben noch nie einen gesehen, wieder andere meinen, dass Bären (ähnlich wie Hunde) von den drehende Rädern angezogen werden, etc.
Je mehr ich frage, desto mehr Meinungen kriege ich und am Ende entscheide ich mich für die „don’t worry“-Fraktion.
Vancouver – vom Radweg um den Stanley Park gesehen. Der Park ist wohl ziemlich groß und es wird immer wieder bemerkt, dass er größer als der Central Park in New York sein soll. Auf sowas legen ja viele Städte wert….
Da mir diese Leih-Räder zu unpassend für die Critical Mass erschienen, habe ich mir ein anderes Rad für den zweiten halben Tag besorgt und bin mittags mal die 9km Strecke um den Stanley Park gefahren.
Am mindestens einem der Strände von Vancouver (man kommt auf dem Radweg mindestens an dreien vorbei) steht so eine Kinder-Trocken-Anlage rum. Ob es was bringt, weiß ich nicht, gewartet habe ich nicht, dass ein Kind da reingeht.
Der Radweg sieht zum Teil so aus und ist, was mich anfangs etwas verwundert hat, eine Einbahnstraße gegen den Uhrzeigersinn. Im Laufe der Fahrt habe ich jedoch gemerkt, wieso das so ist: Es sind unglaublich viele Radler dort unterwegs, die vermutlich sonst nie oder kaum Rad fahren, was man an ihrer Unsicherheit und Unfähigkeit erkennen kann. Schnell zu fahren ist dort gar nicht drin und da einige auch mit dem Rechtsfahrgebot nichts anfangen können, wurde wohl diese Einbahnstraßen-Entscheidung getroffen. (am Anfang bin ich noch etwas falsch gefahren und oben auf diesem Kliff raus gekommen)
Auch das ist ein Ausblick von diesem Radweg.
Zurück in der Stadt geht’s mal wieder zum Hostel und ich muss feststellen, dass die Straße davor gesperrt ist. Dort wird ein Film gedreht, alle reden wie selbstverständlich von „Dead Pool“, mir sagt das gar nichts. Auch nach etwas Recherche bin ich nicht schlauer, was aber an meinem mangelnden Interesse an TV/Kino liegen könnte. Vielleicht kommt der erste Teil dieses Filmes ja auf einem der nächsten Flüge und ich schaffe es dann auch, dabei nicht einzuschlafen. Ansonsten schaue ich mal, ob ich mitkriege, wann und wo der jetzt gedrehte zweite Teil im Kino kommt.
Was ich aus Stuttgart auch kaum kenne: Abschleppwagen!
Hier steht an jeder Parkuhr und an jedem Parkverbot-Schild eine Telefonnummer, die man anrufen kann. Offensichtlich wird das auch gemacht und ruck-zuck hat der Abschlepper die Karre am Haken und ist weg. Ich sehe hier bisher jeden Tag einen Abschlepper in Aktion.
Abends bin ich mit dem Leihrad dann kurz vor sechs bei der Art Gallery, wo sich angeblich die Critical Mass treffen soll. Allerdings weiß ich nicht wo und fahre die ganze Zeit um den Block. Nirgends ist mehr als ein Fahrrad versammelt. Zwei Seiten sind von einem Kunst-Festival belegt, auf dem großen Platz vor der Galerie ist eine Baustelle. Es scheint wohl wirklich so zu sein, dass die Stadt Vancouver die Hauptforderung nach Radwegen (d.h. sicherer Infrastruktur) der Critical Mass erfüllt hat und somit der Bewegung den Boden entzogen hat. Schade für mich – gut für die Radler hier in Vancouver.
Abends im Hostel mache ich mir durch geschicktes Timing vier verschiedene Nudelsorten-Reste in einem Topf (sie waren fast alle perfekt „al dente“) und schütte dazu, was ich finden kann: Paprika (bisschen viel geworden) und Pfeffer. Mahlzeit!
Draußen vor der Türe wird – wenn ich das richtig einschätze – zwar immer noch nicht gedreht, aber schon mal unter großer Emsigkeit Lichttests gemacht. Ich entscheide mich trotz VIP-Zuschauerplatz direkt über dem Drehort fürs Bett (irgendwie war das mit der Zeitverschiebung früher einfacher)….
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