die beeindruckenden Berge sind vorbei, außer solcher Landschaften kann ich aktuell nicht viel bieten.
Aufgrund der Wettervorhersage wollte ich heute eigentlich etwas früher los, aber ich musste noch warten, bis das Zelt gescheit getrocknet ist, es wurde daher wieder nur halbzehn. Gegen Nachmittag könnte es u.U. ein bisschen regnen und dem wollte ich lieber entgehen. Anfangs hatte ich noch guten Rückenwind und dank der Wolken war es sogar schon fast etwas zu kühl.
Nach einer guten Stunde sah ich in der Ferne zwei Radfahrer vor mir fahren. Die habe ich kurz drauf auch eingeholt, als just in dem Moment ein Schild „Public Market, Sunday 10am-2pm“ am Straßenrand stand. Wenn hier mal eine Ortschaft ist und da sogar noch etwas los ist, dann nutze ich die Chance doch. Die Radler haben mich gerade noch beim Abbiegen gesehen und sich vermutlich gewundert, was ich da mache. Ich komme gerade an, als offenbar die „Cowboy Church“ zuende ist und alle vom Gemeinschaftsplatz gehen. Von einem „Public Market“ kann ich nix erkennen und weder mit der Kirche noch mit Cowboys kann ich besonders viel anfangen. Also umdrehen und wieder die Radler jagen. ;~)
Davor aber noch dieses Stilleben fotografieren.
Und dieses Ranch-Tor. Weit und breit ist zwar keine Ranch zu sehen, aber das Tor wird schon irgendeinen (repräsentativen) Zweck erfüllen.
Und dann habe ich sie wieder eingeholt. Es stellt sich heraus, dass es nicht nur zwei, sondern sogar vier Leute sind. Petra und Peter aus Österreich und den Niederlanden mit ihren Kindern Esra und Ben. Sie sind seit bereits sieben Monaten unterwegs und wollen am Ende dieser Reise vier Jahre unterwegs gewesen sein. Durch ihren günstigen Lebensstil schaffen sie es, fast ohne Geld zu leben. Spielzeug für die Kinder gibt’s z.B. regelmäßig neu, wenn man etwas am Highway findet. Gerade gestern habe ich zum ersten Mal überhaupt Kuscheltiere am Straßenrand gesehen – und dann gleich fünf Stück über den ganzen Tag. Einer dieser Teddys ist inzwischen im Anhänger von Esra gelandet. Sehr interessant das alles.
Ihre Reise kann man ab und zu auch auf ihrer Homepage (auf englisch) verfolgen. Das hat mich ein bisschen an die Familie in Australien erinnert, die dort auch lange mit Kindern und Hund unterwegs war; auch sie haben eine Homepage. Ihre Reise ist zwar inzwischen vorbei, aber ihr Engagement für eine nachhaltige Welt und ihre Gemeinschafts-Aktivitäten beschreiben sie dort immer noch.
Wir radeln redend ein paar Kilometer den Highway entlang, bis ein Rastplatz kommt, an dem wir zusammen eine Pause machen. Petra hat Dokumentarfotografie studiert und hat die Idee, eine Foto-Serie mit anderen Reise-Radlern zu machen, ob ich nicht teilnehmen möchte. Klaro, da bin ich dabei, posiere mit Rad und warte, was aus dieser Idee wohl wird (und wann).
Danach geht’s wieder etwas flotter weiter, und ich wundere mich über den Windwechsel. Die dunklen Wolken kommen immer noch von hinter mir (d.h. aus dem Westen), während der Wind mir entgegen kommt (also aus dem Osten). Ich sehe hinter mir also die Regenfront langsam ankommen, schaue in halbwegs gutes Wetter vor mir und muss gegen den Wind kämpfen. Ziemlich scheiße so!
Irgendwo in der Pampa, just nachdem ich den großen Highway #16 verlassen habe und auf die Alternativ-Route #16A abgebogen bin, steht diese einsame Fahne mitten in der Landschaft. Vermutlich ist hinter den Bäumen irgendwo wieder ein Anwesen, das man von der Straße einfach nicht einsehen kann.
Und diese Landschaft hat mich sehr an Baden-Württemberg/Bayern erinnert. Auf dem Foto kommt das vielleicht nicht so gut rüber, aber vom Rapsfeld über die Nadelwälder und die leichten Hügel stimmt da einfach alles.
Dann bin ich am eigentlichen Ziel für heute, die beiden Kleinstädtchen (oder eher Dörfer) Evansburg und Entwistle. Dort gibt es einen Zeltplatz, der sich als „Provincial Park“ herausstellt. Hier in Kanada werden die Bundesländer Provinzen genannt (nebenbei bin ich aktuell in Alberta). Es ist also so etwas wie ein staatlicher Park. Ein Platz für ein Zelt kostet 26$, da ist aber nix dabei, kein Strom, kein WLAN, keine Duschen, nix.
Daher entschließen ich mich weiter zu fahren. 35-40km später gibt es einen See, an dem auf meiner (offline) OSMAnd-Karte drei Zeltplätze eingetragen sind. Ich hoffe, dass es dort ein besseres Angebot gibt. Nach einem Weilchen setzt dann tatsächlich der Regen ein, erst leicht, dann stärker. Mist.
Glücklicherweise kommt hier tatsächlich mal eine Brücke, da hier eine etwas größere Straßenkreuzung ist. Darunter rette ich mich erstmal, esse meine Nahrungsvorräte auf und warte, auf besseres Wetter. Das dauert gut über eine Stunde, wird aber kaum besser. Inzwischen habe ich herausgefunden, dass die drei Zeltplätze doch offenbar nur einer ist (sind?), es wurden nur die drei Zelt-Möglichkeiten auf diesem Platz extra eingezeichnet. Dieser Zeltplatz ist nur noch etwa 3km entfernt, und ich raffe mich endlich dazu auf, im Regen dort hin zu fahren. Es stellt sich ebenfalls als „Provincial Park“ heraus – mit den gleichen Bedingungen wie vorher. Tja, aber jetzt habe ich keine Wahl mehr. Zum einen regnet es und zum anderen ist es schon etwas zu spät, nach 145km ohne weiteres Essen noch weiter gegen den Wind zu fahren. Also bleibe ich halt doch hier. Das Zelt ist schnell aufgebaut und ich lege mich nur kurz hin (was soll ich auch sonst machen).
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