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Christoph X-tof Stoffel Hoyer erklärt euch die ganze Welt!

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Sidney – Winnipeg

ach, das ist ja mal etwas Neues. Heute werde ich tatsächlich vom „Sicherheits-Wecker“ um 8:00 geweckt und bin nicht schon früher aufgewacht. Also geht die Routine wieder los: das Chaos der letzten Stunden wieder in Ordnung bringen und das Zelt soweit möglich trocken kriegen (ein bisschen Tau ist ja immer drauf). Während ich mich noch mit Sonnencreme einschmiere, frage ich mich, wieso die LKWs am Highway nebenan heute eigentlich so komisch fahren. Ständig heulen die Motoren auf. Und wieso ist mir das sonst noch nie aufgefallen. Bis ich merke, dass es gar nicht die LKWs sind, sondern dass da ein Flugzeug ständig im Kreis über die benachbarten Felder fliegt.

Gute anderthalb Stunden später ist wieder alles verpackt und ich fahre schon los. An dieser langen Einpack-/Abreisezeit sollte ich echt noch etwas arbeiten.

Gestern habe ich noch ein Hotel/Inn in Winnipeg gefunden, das nur 40$ kostet. Hostels scheint es dort in der großen Stadt tatsächlich nicht zu geben, Campingplätze in der Nähe der Stadt kosten auch alle mind. 30$. Da Stadtnähe eine Fahrrad-Tagesreise ist, entschließe ich mich dazu, doch mal auf das Hotel zurück zu greifen, macht eine Strecke von etwa 140km. Zwar wieder mit Gegenwind, aber ohne Regen und gutem sonstigem Wetter – sollte also machbar sein.

Beim Weiterfahren sehe ich hier alle paar Kilometer ein Schild zu einem Zeltplatz. Hätte ich das gewusst, wäre ich gestern vielleicht noch ein paar Kilometer weiter gefahren. Aber bei diesem „Bible Camp“ hätte ich vermutlich eher nicht angehalten.

Dieser Highway ist mal wieder super für die Autos gemacht, dort ist ein echt guter, neuer Belag drauf. Der Seitenstreifen hat sehr unebenen Belag, dazu noch alle paar Meter solche Querrillen. Alle paar Sekunden also ein Schlag auf die Hände und dann noch einer in den Rücken. Kilometerlang, aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens und dessen Geschwindigkeit (selbst Giga-Liner fahren hier mit 120km/h an mir vorbei), bleibt mir nix anderes, als dieser Seitenstreifen. 🙁

Irgendwann sind die Hände taub, vermutlich fühlt es sich ähnlich an, wenn man mit einem Rüttler arbeitet.

Dann komme ich im Niemandsland hier vorbei. Es stehen etwa 70 dieser Pick-ups am Straßenrand (ich habe beim Fahren ja alle Zeit der Welt, um z.B. diese Autos zu zählen), die Leute stehen auch rum. Von der Ferne sieht es so aus, als ob sie sich verschiedene Arten von Getreide anschauen/erklären lassen. Diese Vermutung kann aber auch falsch sein. Im Hintergrund mal wieder ein Zug.

In der nächsten Stadt, Portage la Prairie, gibt es nach 50km endlich wieder etwas zum Essen! Die Idee, beim McDonalds wenigstens das „Getränke-Special“ (i.e. Getränk für 1$ mit free refill) und vielleicht ein Eis zu kaufen fällt aus, da dort eine ziemliche Schlange drin ist. Darauf habe ich jetzt keine Lust, ist aber verständlich, da es gerade auch Mittagszeit ist. Das Schild am Eingang verwirrt mich nur etwas: bezahlen kann man mit allem möglichen, außer mit Bargeld.

Nebenan ein Walmart, dort schlage ich mal wieder zu. Das sollte bis heute Abend reichen, wenn nicht sogar bis morgen früh.

Und zuhause werde ich mich dann wieder um vernünftigere Ernährung und besseren, nachhaltigeren Konsum kümmern, versprochen!

Vom lauten und vollen Highway #1 habe ich langsam genug und zum Glück gibt es hier auch eine Alternative, die #26. Zwar etwas länger und die ersten 20km mehr gegen den Wind, aber definitiv den Umweg wert.

Ich fahre im Assiniboine-Flusstal. Auf der ganzen 65km Strecke haben mich vielleicht zwei oder drei LKWs überholt. Das passiert auf dem Highway in einer Minute. Ansonsten waren dort vielleicht noch 50 Autos. Alles flach und ruhig. Hier ist es auch so gewesen, wie ich es mir zuhause noch vorgestellt habe. Links gelbe Getreidefelder (oder vielleicht war es auch nur ein sehr, sehr großes), rechts auch irgendwelche Felder. Eine Farm nach der nächsten.

Am Ende sehe ich dann auch den Namen dieser Straße, es war offensichtlich der Chemin Assiniboine Trail.

Auf meiner digitalen Karte sehe ich eine Fahrrad-Route eingezeichnet, die etwas abseits liegt. Probiere ich aus und komme auf diesen Trail, der offenbar zum „Trans Canada Trail“, bzw. „The Great Trail“ gehört. Diese Route soll die beiden Küsten und den Rest des Landes verbinden, ich hörte bisher jedoch nicht viel gutes darüber – und keine einzige Touristen-Information konnte mir bisher etwas darüber sagen.

Das sieht aber doch sehr gemütlich aus!

Bei der Einfahrt nach Winnipeg dann ein bekanntes Gebäude – die sind wohl echt überall (zumindest in der von mir primär bereisten, „westlichen“ Welt).

Nächster Punkt: im Hotel einchecken. Es stellt sich heraus, dass es ein Privathaus ist. Der Besitzer, ein Chinese, der auch nur schlecht englisch sprechen kann, vermietet einfach drei oder vier Zimmer in seinem Haus. Er ist sehr freundlich und bietet mir gleich eine Cola und etwas zum Essen an („chinese pork“ und Toast). Es ist zwar alles sehr bemüht, aber trotzdem fühle ich mich hier recht „fehl am Platz“. Das wichtigste für ihn ist, dass er morgen noch ein Foto mit mir machen will. Soll er….

Ich fahre nochmal etwa 7km in die Stadt zu einem Radladen (es gibt hier offenbar viele). Mit meinen Entscheidungsschwierigkeiten (welcher ist denn nun der „beste“??) erinnere ich mich an eine Geschichte von einem anderen Radler, der wiederum einen anderen Radler getroffen hat, der irgendwo „auf der Straße“ einen „Brian“ getroffen hat. Und der meinte, dass Tourenradler im Olympia-Bike-Shop einen kostenlosen Service und auch sonst gute Behandlung kriegen. Nagut, dann mache ich das so. Eigentlich dachte ich, dass ich erst noch einen Termin für morgen machen müsste. Aber ich komme sogar gleich dran, und das abends um viertel nach acht. Dort wird mir erzählt, dass meine Kette immer noch eher im Zustand „neu“ als „gebraucht“ ist. So war sie in Edmonton auch schon, aber die nächsten 1500km (aktuell habe ich ca. 3400km) kommt vermutlich kein Fahrradgeschäft mehr, daher lasse ich sie trotzdem wechseln. Ich wundere mich über diese „Zauberkette“; entweder ist sie wirklich sehr haltbar oder ich trete halt echt wenig rein. Vielleicht packt die Ketten-Industrie auch langsam alle Innovationen aus ihren Schubladen raus, um gegen die ankommende Konkurrenz der Riemenantriebe zu bestehen. Wer weiß? Zusätzlich nehme ich noch einen neuen und etwas breiteren Hinterreifen (38mm statt 32mm, für den Komfort), nachdem der bisherige ja schon zwei Löcher hat. Der neue soll auch etwas Pannen-sicherer sein. Ich hoffe, das stimmt. In Vancouver hieß es noch, mehr als 32mm geht auf das Rad überhaupt nicht drauf, als ich nach 35mm fragte. Soviel dazu.
Die Rechnung beläuft sich nur auf die Materialkosten und ich bekomme sogar noch 10%. Die 113$ zahle ich, wie das meiste hier, mit Kreditkarte.

Auf dem Weg zurück dann dieser Sonnenuntergang.


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