am nächsten Morgen wird gemütlich aufgestanden und der See angeschaut. Auf Baden habe ich jetzt zwar keine Lust, aber alleine der Ausblick ist schön.
Danach gibt es ein gemütliches Frühstück mit der kompletten Familie – Mutter, Vater, Schwester, Neffe, alle da. Ich esse natürlich auch alles ordentlich auf („you’ll need that energy!“). Selbstverständlich ist das hier alles sehr viel besser, als alles, was ich so im Supermarkt besorgen kann. Selbst wenn ich mal Lust auf etwas bestimmtes hätte, müsste ich davon immer gleich eine Familien-Packung kaufen. Kleine Packungen gibt es hier nicht. Und da ich diese riesigen Portionen nicht auf einmal essen kann/will, müsste ich es irgendwie auf dem Rad mitnehmen, was mit meinen limitierten Verstaumöglichkeiten schon etwas schwierig ist.
Danach geht es, wie jeden Tag, wieder ans Zusammenpacken. Die Karte von Manitoba und Saskatchewan hat ihre Schuldigkeit getan und kann auch nicht mehr weiter verwendet werden. Ich muss jetzt sowieso zur Ontario-Karte wechseln.
Ich bin nur wenige Kilometer von Kenora entfernt, das ist mein nächstes Ziel. Am Eingang eine Ausstellung mit ein paar Kanus. Würde ich Kanu fahren, ich denke, ich sähe ganz gut in einem solchen Spiegel-Boot aus. ;~)
Im Radgeschäft wird mir dazu geraten, auf der #17 und nicht auf der #71 & #11 zu fahren. Das hatte ich mir eigentlich vorgenommen, aber dort soll es wohl keinen Seitenstreifen geben (es stellt sich später heraus, dass der Seitenstreifen auf der #17 auch nur etwa einen halben Meter breit ist) und mehr oder weniger genauso viel Verkehr, wie auf der #17. Da die #17 auch mind. einen (Rad-) Tag kürzer ist und der Wind so steht, dass ich auf der Alternative heute auf jeden Fall Gegenwind hätte, entscheide ich mich für diese #17, den TransCanada Highway.
Bevor ich jedoch Kenora verlasse sehe ich noch dieses Kunstwerk. Das ist eine von mir akzeptiere Verwendung von Autos. ;~)
Ich lernte noch, dass kurz nach Winnipeg offenbar ein Schild auf dem Highway steht, welches die „Mitte Kanadas“ anzeigt. Das habe ich aber nicht gesehen, vielleicht war ich da gerade auf meinem Ausflug auf der #15.
Sonst ist es hier hügelig und kurvig. Es scheint zwei Regeln zu geben:
1. es muss immer eine Kurve kommen.
2. nach jeder Kurve geht es bergauf.
Aber ich will nicht klagen, es ist eine willkommene Abwechslung zum flachen Land davor. Und so hügelig wie zuhause ist es hier (noch?) nicht.
Da ich nur etwas mehr als einen halben Tag Zeit habe, kann ich auch keine allzu große Strecke machen. Jetzt beginnen jedoch die Schwierigkeiten. Es gibt auf den nächsten 500km wenige Ortschaften, ich muss also etwas planen, wann ich wie weit fahre. Wild-zelten ist zwar immer eine Möglichkeit, die ich jedoch vermeiden möchte, wenn es möglich ist. In jedem Supermarkt, den ich ab jetzt sehe, muss ich nicht nur das Essen kaufen, das ich gerade essen will, sondern auch noch das mitnehmen, was ich am Abend, am nächsten Morgen und auf der Fahrt brauche. Ich werde einfach Stundenlang keinen Supermarkt mehr sehen. Und das geht noch ein paar Tage so. Ich habe auf jeden Fall mal eine 12er Packung Energie-Riegel gekauft.
Abends um 19:00 komme ich an einem Zeltplatz an. Hier in der Gegend soll es scheinbar drei Stück geben. Ob diese Info stimmt und ich diese Plätze auch problemlos finden kann, ist immer die Frage. Hier ist einer ausgeschildert und „nur“ einen guten Kilometer vom Highway entfernt. Am Büro steht ein Schild mit den Preisen: 34$ fürs Zelten. Ich frage, ob das wirklich stimmt und bekomme die Antwort 25$. Auch nicht wirklich günstig, aber ich habe wenig Auswahl. Mit Kreditkarte kann ich das aber nicht zahlen, dann wären es wieder 34$. Nagut, dann halt in bar in die Schwarzgeld-Kasse einzahlen.
Wie zu erwarten, fliegen hier auch wieder 1000e Mücken rum. Selbst gestern auf dem Boot, 50m vom Ufer entfernt, waren ein paar Mücken. Das ist wirklich recht nervig hier. Mir wurde prophezeiht, dass ich auf den Zeltplätzen in Ontario mit den Regenklamotten rumlaufen werde – nicht wegen des Regens, sondern wegen der Mücken. Ganz so schlimm ist es (noch) nicht, ich versuche mich mit normaler, langer Kleidung und Mückenspray zu schützen (was nur so halbwegs klappt). Wenns mir zu blöd wird, gehe ich ins Zelt und versuche dort, die ein/zwei Mücken zu erschlagen, die es mit rein geschafft haben. Das klappt meist besser.
Als es komplett dunkel ist, schaue ich nochmal raus, aber die Perseiden-Sternschnuppen scheinen vorbei zu sein. Ein paar Wünsche hätte ich zwar noch (ziemlich irrational, eh?), aber heute sind dafür keine Sternschnuppen mehr übrig.
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