Marimichi – Moncton

als ich gehe, bedanke ich mich noch bei Brian, dass er mir noch das Zimmer organisiert hat und fahre los. Die Regenjacke habe ich an, zum einen, weil ich vom Regen nicht überrascht wäre, zum anderen um etwas wärmer zu sein. Nach einer Stunde sind die Regenwolken jedoch weg und ich kann sie ausziehen.
Heute ist wieder direkter Gegenwind und ich kämpfe mir einen ab. Nach der Erfahrung gestern habe ich nach Hostels in der Nähe gesucht und in Moncton gibt es wieder eins; das sind halt 150km.

Auf dem Weg dorthin sehe ich diesen Schnitzel-Wagen mit – natürlich – deuschen Fahnen. Der Besitzer ist Deutscher, der seine Firma verkauft hat und jetzt nach Kanada ausgestiegen ist. Er meint, dass er das eher als Hobby macht, weil man sonst als „alter Mensch“, der eher alleine lebt, dazu tendiert, „komisch“ zu werden. Gegessen habe ich dort dann lieber nichts, sondern den Unfall angeschaut, der an der Kreuzung im Hintergrund passierte. Es ist wohl jemand vor einer Polizei-Kontrolle abgehauen und hat dann noch ein Polizei-Auto gerammt. Das ist übrigens einer der ersten Unfälle (insgesamt waren es bisher nur drei?), die ich hier sehe.

Als ich dort noch quatsche, fährt ein ein anderer Reiseradler vorbei, den ich vorher schon an einer Tankstelle getroffen habe. Er ist aus Vancouver, startete wegen der Waldbrände in B.C. jedoch in Calgary. Als er meint, dass er an seinen besten Tagen 140km macht, sage ich nicht mehr viel dazu, auch nicht, dass mein „Lebensziel“ eine Eddington-Zahl von 145 ist (das heißt, dass ich an 145 Tagen mind. 145km fahren will). Wir fahren auf jeden Fall nicht zusammen weiter, ich sehe ich wenige Kilometer später an einem Zeltplatz stehen, ich „muss“ heute noch 70km weiter fahren.

Wie ich auf die Schnapsidee kam, bei dem Gegenwind und meiner längeren Reise heute, noch einen kurzen Umweg direkt an die Küste zu machen, wo der Wind natürlich noch stärker ist, weiß ich auch nicht mehr.

Aber wenigstens brauchte ich dann ein paar kleine Pausen, in denen ich die Umgebung fotografieren konnte.

Dann ging es wieder landeinwärts. Auf meiner Seite des Flusses war Schatten und Kühe (und jede Menge kleinere, aber fies steile Hügel), auf der anderen Seite ist Sonne. Später stellte sich heraus, dass ich hier sowieso „falsch“ gefahren bin und einen weiteren Umweg von vielleicht 10km machen musste.

Dabei habe ich dieses Schild gesehen, wo Radfahrern nur noch 1m Platz gegeben werden soll. Auf anderen habe ich schon 1,5m gesehen, was ja auch eher eine sinnvolle Lösung für nicht allzu geübte Radler ist. Scheinbar sind die sich hierzu nicht so ganz einig.

Dann bin ich auf 120m hoch (nur wenige Kilometer von der 0m-Küste entfernt) und verstehe langsam, wieso mir eine Joggerin viel weiter unten „you’re awesome“ hinterhergerufen hat. Das war echt ein Stückchen Arbeit, mit dem beladenen Tourenrad hier hoch zu kommen. In der Ferne, etwa 15km weiter, kann ich schon Moncton sehen. Endlich!

Als ich mal zu der Seite schaue, wo das Wetter herkommt (mal wieder eine andere Richtung, als der Wind hier unten auf der Straße), sehe ich diese Regenwolkenwand. Ich hoffe, dass es diesmal anders endet, als die bisherigen Male, als ich Regenwolken fotografierte und kurz darauf im Schauer stand. Ich habe dank Gegenwind und der ganzen Hügelchen aber keine Kraft mehr, jetzt noch einen „Endspurt“ auf den letzten 8km hinzulegen.

Ich habe es geschafft und bin trocken im Hostel angekommen. Dort finde ich abends noch raus, dass ich es wohl nicht mehr nach Newfoundland und St. Johns schaffen werde. Die „geschickte“ Fähre fährt am 23. September zum letzten Mal, die „Ungeschickte“ fährt zwar immer noch, aber an die andere Seite; d.h. ich müsste von dort 900km bis St. Johns fahren und dann die gleichen 900km nochmal zurück zur Fähre. Und das alles bei kalten Temperaturen (es gibt dort jetzt schon Frost-Warnungen) oder sogar Schnee. Dafür bin ich nicht ausgerüstet.


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