Pattaya, Thailand

bisher war ich hier in Thailand hauptsächlich in Städten, die ich vor ziemlich genau zwei Jahren schon mal auf meiner Radtour besucht habe. Das wird sich heute aber ändern. Was es vor zwei Jahren noch nicht gab: Diese Fähre über den Golf von Thailand nach Pattaya.
Mit 1200Baht ist es relativ teuer und daher eher auf Touristen ausgelegt, die Anreise kostet dagegen nur 10Baht mit den lokalen Sammeltaxis (die trotzdem eine recht feste Route fahren), die erst dann losfahren, wenn der Fahrer meint, dass genug Leute auf der Ladefläche sitzen. Von dort sehe ich noch, wie wir an diesen Nikoläusen/Weihnachtsmännern vorbeifahren. Mir ist ja in kurzen Sachen schon zu warm, keine Ahnung, wie die das aushalten.

Nach der Taxifahrt musste man noch etwa 15min zum Pier laufen, wie überall ist das ganze Infrastrukturnetz einfach überhaupt nicht verbunden. Keine Ahnung, wieso da niemand drauf kommt, dass man das mal ändern könnte….
Das Schiff soll ca. 1,5h brauchen, je nach Wetter auch länger. Wir hatten heute wohl „Glück“ und schlechtes Wetter. Die Überfahrt dauerte fast doppelt so lang und es war relativ wellig. Um mich herum haben sich viele Leute ordentlich übergeben und die Besatzung teilte tapfer (und ein bisschen lächelnd) immer wieder neue Mülltüten aus. Mir ging es auch nicht unbedingt prächtig – vor allem mit dem immer noch etwas geschädigten Magen. Aber außer einem komischen Gefühl und kaltem Schweiß im Gesicht ist mir nicht viel passiert. Ich bin nach etwa einer Stunde einfach nur sehr, sehr müde geworden und habe dann den Rest der Fahrt geschlafen.

Als ich wieder aufwachte, waren wir schon fast in Pattaya und draußen sah es so aus:

Die Stadt ist wohl bekannt für ihre Strände, die auch nicht so schlecht aussehen. Aber ich habe da schon viel besseres gesehen. Und die Stadt ist einfach abstoßend.
Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll: laut, dreckig, stinkig, voll und lauter Abzocker. Die Taxifahrt für die knapp 2km zum Hostel sollte 400Baht kosten, als ich mich wortlos wegdrehte, meinte er, dass es doch nur 200 sind, wenn ich noch auf andere warte. Nachdem ich für eine 8km Fahrt eben noch 10Baht gezahlt habe, kommt das für mich aber auch nicht in Frage und ich laufe da doch lieber. 
Dabei kriege ich einen kleinen Einblick in diese Stadt: Neben den obigen Adjektiven muss ich noch Prostitution (auch jetzt, mitten am Tage) und Alkohol hinzu fügen. Alles eine ziemlich schlechte Mischung. Keine Ahnung, wie diese Stadt es zu ihrem Ruf als Urlaubsstadt gebracht hat, zumindest unter Halbstarken und alten Europäern/Amis/etc., Familien sieht man hier keine.

Abends auf dem Markt werden diese Tinnef-Brillen für horrende Preise verscherbelt, 400%-iger UV-Schutz! Oder der Typ, der das Schild gemalt hat, hat einfach nicht verstanden, dass er nur aus der 1 im Preis eine 4 machen sollte (das kann man doch recht deutlich sehen), und hat – getreu der Devise: „viel hilft viel“ – auch gleich aus der anderen 1 auch noch eine 4 gemacht.
Profis! Da gebe ich doch überaus gerne Geld aus.

Gegenüber vom Hostel will bald ein neues Geschäft aufmachen. Der Typ, der den Beton hier glatt gestrichen hat, hat sich nicht besonders viel Mühe gegeben, die Kippe im Mund schien ihm immer wichtiger zu sein. Und das Fundament wird vermutlich auch eher nicht so lange halten. Aber das beschreibt die Stadt vielleicht ganz gut: Irgendwie bisschen auf Show (und selbst das ist schlecht gemacht) und dahinter ist noch viel mehr Mist.
Beim Einchecken versucht mich noch ein sehr tuntiger Ladyboy in ein Gespräch zu verwickelt. Ich weiß aber nicht, was ich da soll und mache nicht wirklich mit. Als er/sie dann anfängt, mich anzufassen (#metoo) strafe ich ihn/sie mit völliger Ignoranz. Ansonsten weiß ich nicht so recht, wie ich mich in der Situation verhalten soll, zum Glück kriege ich schon meinen Schlüssel und kann somit „fliehen“.

Wenigstens habe ich mal einen „normalen Supermarkt“ gefunden, der auch voll mit europäischen Waren war. Die habe ich zwar kaum gekauft, aber das französische Baguette hier war doch recht gut. In dem Moment stellen sich offenbar gerade alle Mitarbeiter in Reih und Glied auf und bekommen irgendetwas gesagt. Ich wollte nicht von allzu nah dran fotografieren, daher sieht man das kaum.

Zum Glück hatte ich hier nur mal kurz zwei Nächte gebucht, aber (k)eine hätte auch völlig ausgereicht. Da ich noch Zeit hatte, habe ich mir dann doch lieber den Strand, als die Drecks-Stadt angeschaut. In der Perspektive sieht es ja nicht schlecht aus, ich kann aber niemandem empfehlen, diese Stadt zu besuchen. Im Hostel (und auch schon vorher) wird mir erzählt, dass Chiang Mai (mein potentielles nächstes Ziel) viel besser wäre. Ich hoffe mal, dass das stimmt.

Die Mitarbeiterin im Hostel spricht an dem einen Tag noch ein bisschen mit mir. So recht machte das zwar alles keinen Sinn, oder ich habe es nur nicht ganz verstanden. Das wäre einer ihrer zwei Jobs; daneben hat sie keine Zeit mehr für Boyfriends, was ihr ihre Freunde wohl raten. Ein Kind und einen verstorbenen Mann soll es auch noch geben. Sie verdient mit diesem Leben 25000Baht im Monat; deshalb findet sie diese Stadt auch gut.
Für die Relation: Ich habe bei meiner Ankunft mal eben so 15000 (gute 400€) vom Bankautomat gezogen und seit dem letzten Urlaub noch 3000 zuhause rumliegen gehabt, die ich hier jetzt verprasse. Besonders viele „Touristen-Touren“ mache ich hier nicht, neben dem Essen (meist so um die 50Baht) geht der Rest für frisches Obst (20-30Baht), Frucht-Shakes (30-40Baht), Bier und halt Transport drauf. Wenn diese ganzen Bus-, Taxi- und Schiff-Fahrten nicht wären, würde das Geld locker für zwei Monate (oder mehr) reichen.
Ob ich heute Nacht, wenn ihre Schicht vorbei ist, mit ihr auf dem Moped durch die Stadt fahren wolle? Kostet auch nix, ich bin ja schließlich ihr Freund (und wir kennen noch nicht mal unsere Namen), sie zeigt mir Bilder von einer anderen Tour, die sie schon mal mit einem Europäer gemacht zu haben schien. Da ich ein komisches Gefühl bei der ganzen Geschichte habe, habe ich hier aber mal nicht zugesagt.


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