auch das sind die Niederlande: zehnspurige Autobahnen.
Dazu passt dieser (englische) Artikel ganz gut, der ein „Geheimnis“ der Niederländer aufdeckt: Sie fahren kaum Fahrrad! Im Durchschnitt so etwa 1,2km pro Tag, egal in welcher Stadt. Und das, obwohl sie im Schnitt etwa 30km pro Tag zurücklegen, der Rest ist dann eben zu Fuß, im ÖPNV oder dem Auto. Für Deutschland habe ich so eine Zahl nicht gefunden, nach dieser Studie (pdf bei fahrrad.de) scheinen es aber sogar mehr zu sein – zumindest bei den befragten Teilnehmern; wie die sich zusammensetzen weiß ich jedoch nicht.
Aber die Städte laden eben dazu ein, Fahrrad zu fahren und für solche kurzen Strecken das Auto stehen zu lassen. Ganz nach der Devise: lieber mit dem Rad in der Nachbarschaft einkaufen, als mit dem Auto in das Shopping-Center am Stadtrand fahren.
Nach den Untersuchungen von Knoflacher ist das „zeitliche Mobilitätsbudget“ von Menschen ziemlich konstant, d.h. mit schnelleren Fahrzeugen fahren wir einfach weiter, aber nicht zeitlich weniger.
In Fahrrad-Straßen wird hier gleich mal am Anfang daran erinnert, dass die Autos hier nur zu Gast sind (ich hoffe, mit meinen fehlenden Sprachkenntnissen dies doch richtig „übersetzt“ zu haben). Und das steht da nicht nur, das wird auch so gelebt. Ich bin z.B. in einer längeren und recht schmalen Straße gefahren, in der drei Schulkinder nebeneinander fuhren und miteinander redeten. Wahrlich nicht schnell – und dahinter ein Auto, das nicht überholen konnte. In Deutschland hätte es schon längst gehupt und vermutlich auch gedrängelt, hier war es überhaupt kein Problem.
Neben all den anderen Kleinigkeiten, die ich schon mehrmals überall anders gelesen habe und nun auch mal gesehen haben (z.B. diese großen und in Wurfrichtung angelegten Mülleimer entlang der Radwege, in die ich beim Vorbeifahren etwas rein schmeißen kann, ohne anhalten zu müssen oder die Haltegriffe an Ampeln, damit man eben nicht absteigen muss) sind hier sogar die Laternen extra für Radwege angepasst. Ob das auch einen sinnvollen Grund hat, oder lediglich eine Design-Sache ist, kann ich aber gerade nicht sagen.
Ja, dieser Radweg ist gepflastert. Und wie die Niederländer es eben auch bei Betonplatten schaffen, sie eben zu verlegen, können sie es auch bei gepflasterten Wegen. Da kann man tatsächlich gut drauf fahren. Ein gepflasterter Weg in Deutschland wird immer alle paar Meter irgendwelche „Probleme“ haben, so dass er nicht mit dem Rad befahrbar ist.
Dann gibt es an sehr vielen Ampeln noch solche Countdowns, immer irgendwie im Sichtfeld, ich muss nie suchen, die Dinger fallen mir immer sofort auf. Und sie zählen wirklich schnell runter, meist lohnt es sich nicht mal, mein Smartphone rauszuholen um mal kurz nach dem Weg zu schauen (während ich in Deutschland locker eine Zeitungsartikel an so manchen Ampeln lesen könnte). Für Deutsche auch unverständlich: manchmal geht der Zähler gar nicht ganz auf Null, sondern springt schon deutlich vorher auf grün; ich vermute, das kommt dann, wenn die Sensoren merken, dass man schon früher grün geben könnte.
Nach dem extraplatten Land am Tag vorher, als der Deich noch die höchste Erhebung war, ist heute tatsächlich noch ein Berg vor mir! Das war so ungewöhnlich, dass ich ihn direkt mal fotografieren musste.
Da ich heute einen Teil der Niederlande nicht offline auf meinem Smartphone hatte, bin ich einfach mal nach Schildern gefahren. Sie beschildern ihre Radwege so, dass größere Städte schon ab etwa 35km vorher auftauchen. Wie oft habe ich über die nutzlose deutsche Radweg-Beschilderung geflucht, die lediglich „Hinterpusemuckel 0,5km“ und „Wo der Pfeffer wächst-Hausen 1,3km“ ausschildert, was überhaupt niemandem nutzt. Selbst dem/der HinterpusemuckelerIn nicht, denn der/die weiß schon, wo lang er/sie fahren muss. Jede:r andere kann mit dieser Nicht-Information nichts anfangen und braucht eine Karte – und wenn ich sowieso schon eine Karte brauche, dann fahre ich danach. Und nicht nach den nutzlosen Schildern, die mich dann auch nicht auf den 0,5km bis Hinterpusemuckel begleiten, sondern gerne mal 200m in eine andere Richtung schicken, um dann plötzlich aufzuhören.
Schreibe einen Kommentar