als Nicht-Autofahrer interessiert mich natürlich, wie der öffentliche Nahverkehr funktioniert, vor allem im Vergleich zu Stuttgart, wo ich mich täglich mehrmals in Bahnen und Busse werfe. In Toronto gibt es keine „Zonen“, wer einmal zahlt, darf überall hinfahren. Eine Fahrt kostet 3$ (ich finde, das ziemlich viele Fahrgäste ein solches Ticket kaufen), Tagestickets 11$ und eine Wochenkarte 39,25$ (beim letzten Mal vor zwei Jahren noch 35$). Es gibt prinzipiell zwei U-Bahnen; eine in Richtung Nord-Süd, eine in Ost-West, die ganze Stadtmitte ist von sog. „Streetcar“ Schienen durchzogen. Die Dinger sehen so aus:
Und da gibt’s doch mal eine Gemeinsamkeit mit Stuttgart: Toronto bekommt auch neue Bahnen. Die fahren gerade im Test rum, während in der Schwabenmetropole schon die ersten neuen Bahnen im täglichen Einsatz sind.
Fahrpläne gibt es kaum, normalerweise steht nur „FS*“ (also „Frequent Service“) dran, was soviel heißt wie * = fährt spätestens alle 10min. Tagsüber musste ich nie mehr als wenige Minuten warten. U-Bahnen fahren etwa bis 1:30, diese Streetcars und Busse teilweise noch bis halbvier.
Ich kenne keinen Linienplan, aber aufgrund des nordamerika-typischen Schachbrett-Straßenverlaufs muss ich nur ungefähr wissen, wohin ich will und stelle mich dann eben an die Straße und warte, bis ein Streetcar (oder Bus) in meine Richtung fährt. Dann evtl. noch einmal umsteigen und schon bin ich da. Viel schneller als zu Fuß bin ich in der Rush-Hour damit auch nicht, aber ich laufe hier schon genug rum….
Alle Straßen Downtown sind vierspurig, diese Streetcars fahren in den linken Spuren; allerdings nicht exklusiv. Wenn man als Fahrgast nun aussteigt, muss man das in den rechts vorbei-fließenden Verkehr tun (übrigens fahren hier sehr viele Taxen rum) – der das aber weiß und natürlich hinter den Bahnen stehenbleibt! Das kann ich mir in Deutschland – speziell auch in Stuttgart – überhaupt nicht vorstellen.
Es kommt auch ab und zu mal vor, dass es eine richtige „Kette“ von Streetcars gibt, dann fahren ein paar direkt hintereinander (normalerweise ist das erste dann komplett voll und die danach ziemlich leer). Bis einer der ZugfahrerInnen mal eine kurze Durchsage macht, dass ab der nächsten Station eine andere Linie befahren wird. Dann hält er/sie kurz vor der Weiche an, ändert manuell die Anzeige im Display, steigt mit einem großen Weichenstell-Werkzeug aus, verstellt die Weiche und fährt dann einfach anders. Ja, die Weichen werden offensichtlich manuell gestellt!
Oder es kann auch mal passieren, dass – vor allem in den Abendstunden – eine Durchsage kommt, dass man angeblich etwas vor dem Zeitplan ist und jetzt ein paar Minuten gewartet wird. Und niemand regt sich auf oder beschwert sich sonstwie darüber.
Oder, was mir auch mal passiert ist, dass sich zwei Bahnen zwischen zwei Stationen getroffen haben, die FahrerInnen von Fenster zu Fenster kurz gequatscht haben und dann beschlossen haben, dass sie jetzt ihre Bahnen tauschen und sozusagen wieder zurück fuhren. Warum auch immer….
Letztendlich muss ich sagen, dass der ganze Straßenverkehr hier erstaunlich gut funktioniert und alles auch extrem unaufgeregt abläuft.
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