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Christoph X-tof Stoffel Hoyer erklärt euch die ganze Welt!

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Stuttgarts „Hauptradroute 1“

Stuttgart hat diverse Probleme mit dem MIV (motorisierten Individual-Verkehr):

  • mögliche, bzw. wahrscheinliche, gesundheitliche Folgen durch Feinstaub von Verbrennungsrückständen, Brems- und Reifenabrieb
  • Staus – Stuttgart ist immer wieder „Stauhauptstadt“
  • Platzbedarf – in der ganzen Stadt ist eine unheimlich große Fläche für Autos vorgesehen, seien es nun Parkplätze oder Straßen. Und jede/r hat das Gefühl, dass er/sie keinen Parkplatz hat (mit welchem Recht eigentlich?) und dass es viel  zu wenige Straßen gibt.
  • Lärm: die Anzahl von extra laut fahrenden Autofahrern kommt mir in letzten Zeit immer größer vor, sei es an Ampeln (dieser unsägliche „Kavaliersstart“) oder an den hier oft vorkommenden Steigungen, gerne in Wohngebieten mit Rechts-vor-Links Regelungen

Die Lösung wäre eigentlich recht einfach und wird von Stuttgart auch gerne sehr halbherzig beworben, ich nenne hier nur mal die gefloppte Kampagne #Stuttgartsteigtum
(Achtung, nach dem Klick gibt’s viel zu lesen!)
Den Leuten, die meinen, zwingend ein Auto zu benutzen, soll dies möglichst unkomfortabel gemacht werden. Dreckschleudern dürften gar keine Erlaubnis mehr haben, in der Stadt zu fahren (und erst recht keine Ausnahmegenehmigungen), öffentliche Parkplätze müssten extrem reduziert werden (mit dem freien Platz kann man sehr viele sinnvollere Anwendungen finden) und vor allem deutlich teurer werden (aktuell kostet ein Anwohnerparkausweis lächerliche 30,70€ pro Jahr, kein Wunder dass dabei nur wenige Autofahrer freiwillig auf ein ÖPNV-Jahresticket umsteigen, welches einen Monatspreis von 69,17€ für den Innenstadtbereich hat).
Dazu kommt, dass es sich die Stadt Stuttgart nicht nehmen lässt, den trotzdem Radfahr-willigen bei jeder sich bietenden Gelegenheit das Leben schwer zu machen. Gerade vorgestern habe ich mal wieder ein beschildertes Radfahr-Paradoxon gesehen (ein benutzungspflichtiger Radweg, auf dem Radfahren verboten ist) und hier davon berichtet, gestern auf der Heimfahrt vom Planetarium war wieder so ein Unfug.

Es gibt hier, was ja prinzipiell eine gute Idee wäre, sogenannte Hauptradrouten. Darunter würde ich eine besonders gute und geeignete Infrastruktur für Radfahrer verstehen. Für die Stadt Stuttgart ist das völlig egal, sie möchte offenbar nur mit diesem Schlagwort positive Werbung für sich machen. Über die S21-Baustelle (da brauche ich wohl nix zu sagen) haben sie extra eine Fußgänger- und Radfahrer-Brücke gebaut (bauen müssen), da sonst der Stadtpark/Schlossgarten für diese beide Gruppen nicht mehr passierbar gewesen wäre. Diese Brücke ist zwar ein Teil der Hauptradroute 1, obwohl sie nicht besonders gut zu befahren ist; da es aber nur ein (wenn auch zeitlich sehr langes) temporäres Phänomen ist, kann man damit so halbwegs leben. Mit der Beschilderung aber nicht.
Wenn ich von der Oper/Schauspielhaus komme, und über den Ferdinand-Leitner-Steg fahre, sehe ich diese Trennung in Fußgänger und Radfahrer, soweit so gut. Als Radfahrer nehme ich natürlich den rechten Weg, dafür wurden ja auch extra drei (!) Schilder aufgestellt und ein Fahrrad auf den Weg gemalt.
Stuttgarts Hauptradroute 1
Als ich unten ankomme ist die Überraschung groß. Aus dem Fahrrad-Weg wurde auf einmal ein Fussgängerweg, mit Zusatzschild „Fahrräder frei“. Das heißt für mich: nach der kleinen Abfahrt den Steg runter muss ich auf Schrittgeschwindigkeit runterbremsen. Und das obwohl dies hier der vermutlich breiteste Radweg in ganz Stuttgart (wenn nicht sogar in BW) ist und – ganz nebenbei bemerkt – sogar noch je ein Fahrrad für jede Richtung auf die Straße gemalt wurde. Dieses Schild steht an dem Zaun, den man am oberen Bild im Hintergrund sehen kann. Zwischen dem Fahrradweg-Schild (StVO Zeichen 237, alle Schilder hier) und dem Fußweg-Schild (StVO Zeichen 239) gibt es keinen Zugang für Fussgänger, außer auf diesen Steg wie Bat- oder Superman hochzufliegen oder einen mehrere Meter hohen Bauzaun zu überwinden. Wo sollen nun auf einmal diese Fußgänger für das Schild herkommen?!
Stuttgarts Hauptradroute 1
Auf der Rückseite dieses Schildes ist wiederum ein Radweg-Schild mit einem Fußgänger-Verboten Schild angebracht. Hier würde eigentlich auch eines reichen, aber was solls.
Stuttgarts Hauptradroute 1
Noch über dieses Fußweg-Schild grübelnd fahre ich dann ca. 6m später rechts um die Kurve und zack – schon wieder etwas anderes! Jetzt ist es ein getrennter Fuß- und Radweg (was von den Fußgängern nicht nur in dem Moment mal wieder ignoriert wird). Das ist übrigens der Blick in diese überdachte Brücke über die S21 Baugrube.
Stuttgarts Hauptradroute 1
Ich sag’s nochmal: Hauptradroute 1! HAUPTRADROUTE – Nummer 1! Das stellt sich also die Stadt Stuttgart unter einer tollen Fahrrad-Strecke für tausende(!) tägliche Radfahrer vor.
Mir ist das unbegreiflich.

In der anderen Richtung sieht es nicht viel besser aus. Auf dem Rückweg sehe ich, dass ich als Radfahrer dort, wo auf dem ersten Bild die Trennung von Radfahrern und Fußgängern geschieht, von der anderen Richtung her der Radfahrer wieder zum Schieben oder zumindest Schrittgeschwindigkeit fahren verdonnert wird.
Stuttgarts Hauptradroute 1
Abgesehen von dem 1% der (Semi-)Profi-Radfahrer in Stuttgart (die auf dieser Strecke aber sicherlich nicht unterwegs sind) wird hier nach dem kleinen „Anstieg“ sowieso niemand deutlich schneller als die „Fahrrad-Schrittgeschwindigkeit“ (die in Gerichtsurteilen nebenbei bemerkt bei ca. 15km/h festgelegt ist) fahren.
Etwa 15m später kann ich nochmal ein Fahrrad auf dem ausgeschilderten Fußweg sehen, wenige Meter später dann wieder ein Schild für einen Rad-Fußweg.
Stuttgarts Hauptradroute 1

Wenn ich nun davon ausgehe, dass die Person, die diese Beschilderung angeordnet hat, irgend eine Qualifikation für ihren Job hat, frage ich mich wirklich, wie diese aussehen muss. Mit all meiner Fantasie kann ich keinen vernünftigen Grund finden, wieso mal wieder eine solche unsinnige Beschilderung aufgestellt wird. In anderen Blogs kann man auch „dilettantisch“ lesen.

Anders gefragt: Warum wird der Autoverkehr, mit all den eingangs beschrieben Nachteilen nicht mal so „gegängelt“ und es dem positiven Radverkehr so einfach wie den Autos gemacht? Just unter diesem Steg ist übrigens eine Straße mit 6-10(?) Spuren, je nach der aktuellen Baustellen-Situation dort.

Beim Tippen dieses Textes ist mir vielleicht doch noch ein Grund für diesen Schilder-Wahn eingefallen: Könnte es sein, dass die Person, die all diese vielen (und vor allem unsinnigen) Schilder anordnet, irgend eine Verbindung zu der Firma hat, die diese Schilder für die Stadt herstellt? Wo ist ein Daten-Leak, wenn man mal eines benötigt, um diese These zu verifizieren?

P.S. Sorry für die schlechten Bilder, die sind in der Dunkelheit nur mit dem Smartphone aufgenommen worden. Aber mir war es wichtiger, diesen Text jetzt zu schreiben, als noch länger zu warten, bis ich mal wieder die Zeit finde, mit einer richtigen Kamera dort hin zu fahren.


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