Riviere du Loup – Sainte-Luce

im Hostel ist das Frühstück dabei. Allerdings hat vermutlich die Gruppe, die sich letzten Abend schon daneben aufgeführt hat, das komplette Brot mitgehen lassen, bis ich zum Frühstück komme. Alles andere scheint nicht angetastet, die Gläser mit selbstgemachter Marmelade stehen noch randvoll auf den Tischen, die Butter ist nicht angerührt und alles andere sieht noch frisch aus, nur eben kein Brot/Toast mehr da. Solche „kleineren“ Hostels finde ich ja echt gut. Es sind üblicherweise sehr engagierte Personen, die so etwas aufziehen und das bei meist günstigen Preisen. Hier waren es $25, da habe ich für einfache Zeltplätze schon mehr zahlen müssen. Dazu kommt, dass die Zimmer nichtmal sehr überbelegt sind,  ich hatte nicht mal ein Stockbett. In großen Städten hätte man hier statt fünf Personen sicherlich die doppelte Anzahl untergebracht.
Also mache ich kein großes Theater und gehe schnell zum kleinen Supermarkt gegenüber und hole halt eine neue Packung Toast.

Danach gehts zum Radladen und auch hier ist es wieder etwas schwierig mit der Kommunikation. Aber mit Hand und Fuß kann ich zeigen, was den mein „Problem“ ist. Ich komme dann gleich dran und ich gehe einfach ungefragt mit in die Werkstatt um mir das alles genau anzuschauen. Der Mechaniker macht nicht den Eindruck, als ob er viel davon versteht, was er da tut, aber nach sehr kurzer Zeit kommt ein zweiter dazu, der einen deutlich kompetenteren Eindruck macht. Es scheint wohl kompliziert zu sein, da der Nippel sich irgendwo im Schalthebel verklemmt hat, er kriegt ihn nach einigen Minuten aber rausgefummelt und meint, dass ich Glück hätte, sonst hätte ich einen neuen Schalt/Bremshebel gebraucht. Nebenher wechselt der „Azubi“ meine Kette, die scheinbar fertig ist. Komisch, die erste war nach über 4000km noch eher gut als auszuwechseln, diese hier soll schon nach 3000km fertig sein?! Naja, was solls – wenn ich jeden zweiten oder dritten Tag tanken müsste, wäre ich deutlich mehr Geld los, dazu noch viel ineffizienter. Eine gute halbe Stunde und $105 später kann ich wieder fahren und hole meine Sachen aus dem Hostel. Dabei begegnet mir der Kater nochmal, der heute früh schon mit einem Vogel im Maul rumgelaufen ist. Wir sind beide schwarz/weiß „angezogen“, wenn man mal meine rote Schrift wegdenkt.

Nach den beiden längeren Etappen gestern und vorgestern (330km zusammen), wollte ich es heute mal etwas gemütlicher angehen lassen. Und ganz spontan habe ich mich dann dazu entschieden, nicht Chase auf dem Weg nach Neu-Braunschweig zu folgen, sondern noch einen weiteren Tag am St-Laurenz-Fluss entlang zu fahren und erst morgen „rechts abzubiegen“. Übers Land kann ich auch zuhause fahren, an diesem imposanten Fluss und danach dann noch an seiner Bucht entlang hört sich viel interessanter an.

Hier sieht man mal, wie einfach das mit den Radwegen ist: eine Linie hinzeichnen und ein paar Begrenzungen aufstellen, fertig! Und wenn es steiler werden sollte, einfach ein Warnschild leicht verdreht aufstellen, dann sieht das auch halb so wild aus.


Die nächste Stadt, Rimouski, ist gut 100km entfernt. Bis ich gegen 13 Uhr loskomme, ist das aber schon wieder etwas sportlich. Da die Route Verte 1 hier wieder über Schotter geht und ich kein größeres Interesse dem Vogel-Gebiet (auf den Schild steht was von Ornitologie) habe, spare ich mir das und fahre überwiegend auf der #132.


Bei anderen Strecken kommt der Schotter später und ich muss ihn wohl oder übel fahren, wenn ich nicht umdrehen will.

Die Aussicht, für die hier geworben wird sieht so aus.


Ich treffe noch Richard aus den USA, der früher in Boston offenbar irgendwie in der Bio-Chemie geforscht hat. Das war ihm aber zu stressig mit der Zeit und er ist nach Alaska ausgestiegen. Bei der nächsten Kirche muss er anhalten und sie fotografiere, ich soll doch weiterfahren, es war ihm sowieso etwas zu schnell – das passt gut, mir war es nämlich zu langsam.

Hinter diesem Traktor bin ich ein bisschen Windschatten mitgefahren, das ging aber leider nicht lange so, bis er abgebogen ist.

In Rimouski hat die Touristen-Information schon zu, obwohl ich noch vor sechs angekommen bin. Das ist der Nachteil an dieser Zeit. Nach dem Labour Day Weekend (dem ersten Wochenende im September) fängt hier überall die Schule wieder an und daher ist vieles der Touristen-Infrastruktur zu oder stark eingeschränkt. Es liegen aber Hefte mit lokalen Informationen rum, natürlich alles in französisch. Ich reime mir zusammen, dass ich für den einen Zeltplatz wieder zurück fahren müsste, drei andere bereits geschlossen sind, aber es noch einen in ca. acht Kilometern gibt. Also fahre ich dort hin und sehe, dass er komplett leer ist.

Die alte Frau dort kann kein englisch und ich kein französisch. Es macht für mich jedoch den Eindruck, dass ich dort nicht zelten kann/darf – warum kann ich nicht verstehen. Sie sagt mir aber, dass ich in Sainte-Luce zelten kann (zumindest verstehe ich das so, als ich mein Telefon raushole und die Karte zeige, kann sie diese natürlich auch nicht sehen). Also fahre ich in der schon eingesetzten Dämmerung noch ein paar weitere Kilometer. Die ersten Leute, die ich in Sainte-Luce treffe, Claudine und Isabelle mit Hund Jackson, frage ich gleich mal, ob sie etwas von dem Campingplatz wissen. In halbwegs gutem Englisch sagen sie mir, dass die alle schon die Saison beendet und geschlossen haben. Ich könne aber auf ihrem Grundstück direkt am Wasser zelten, wenn ich das will. Da mir auf die Schnelle keine besseren Alternativen einfallen, nehme ich das Angebot gerne an. Dort angekommen füllt mit Sam noch meine Wasserflasche auf und bietet mir an, dass ich auch ein Feuer machen dürfte, das sei legal. Mir ist heute aber nicht nach Feuer zumute, der ganze Tag hatte heute schon wieder so eine Endzeitstimmung, ohne dass Rauch in der Luft war – es liegt wohl am Hochnebel.


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