auf dem Zeltplatz werde ich morgens gegen acht Uhr von Geräuschen geweckt. Wie zufällig müssen heute natürlich ein paar Leute dort „Sachen erledigen“. Nagut, es könnte auch am Samstag liegen (wobei das für Rentner ja nicht so relevant ist). Als ich aus dem Zelt krabble, kommt einer davon auf mich zu. Dave (der „Besitzer“, den ich gestern schon getroffen hatte) hätte ihnen schon mitgeteilt, dass ich hier sei, aus Deutschland käme und auf einer Radtour wäre. Gut, dann fallen diese Standard-Fragen schon mal weg. Sie informieren mich darüber, dass dies eingentlich kein richtiger Zeltplatz sei, sondern eher ein Ort für Rentner und behinderte Personen (sic!). Das ganze wird durch Spenden finanziert und er gibt mir noch einen Flyer mit (für meinen nächsten Besuch hier) und drei Pins, einen von Kanada, einen von Nova Scotia und einen von Picton, dem lokalen „Landkreis“.
Ich werfe einen Zehner und mein ganzes Kleingeld (etwa $4) in diese Spendenbox und frage mich die ganze Zeit danach, ob das wohl „genug“ war. Es scheint eine gute Initiative zu sein, die man durchaus unterstützen könnte, jedoch bietet der Zeltplatz halt nichts – ich hätte genausogut mein Zelt auf der anderen Seite der Straße aufstellen können und hätte dann gar nichts bezahlen brauchen. Hier kann man nicht mal das Wasser trinken, ohne es vorher abzukochen. Naja, es ist jetzt, wie es ist und die Straße hier fordert sowieso wieder meine ganze Aufmerksamkeit – es ist ein schickes Muster (kilometerweit), aber halt beschissen zu fahren.
Ich entscheide mich dafür, noch einen kleineren Umweg vor Halifax zu machen, muss dafür jedoch erstmal nach Truro fahren, weil ich dort den nächsten Supermarkt erwarte – zum Essen habe ich nämlich überhaupt nichts mehr und meine Wasserflaschen sollte ich auch dringend auffüllen.
Während heute früh noch die Sonne schien, bin ich jetzt wieder in so einem Herbst-Nebel-Niesel-Wetter gelandet. Es ist nass und kalt. Ich entschließe mich dazu, in Truro nach einem Motel o.ä. zu suchen, obwohl es noch nicht mal 12 ist und ich gerade mal 50km gefahren bin. Ich will hier einfach nicht mehr bei diesem Mist-Wetter unterwegs sein. Daran ändert auf diese rote Straße nichts, die sowohl der Trans-Canada-Trail, als auch die „Blue Route“ ist. Ob das eine „Kopie“ der „La Route Verte“ aus Quebec ist? Höchstens ansatzweise, hier gibt es keinen Meter Radweg, nicht mal einen befahrbaren Seitenstreifen.
Und dann, irgendwo mitten im Niemandsland, hört dieser Trans-Canada-Trail plötzlich auf. Und ich dachte, der geht von Küste zu Küste zu Küste.
Dann sehe ich noch diese Gartendekoration.
Und kann endlich was einkaufen. Endlich wieder essen! Da kommen mir diese „Bombe Donuts“ gerade recht! ;~)
Das Wetter ist dann doch wieder besser geworden und ich konnte weiterfahren. Dafür wurde der Verkehr viel schlechter. Ich bin an einer „Auto Show“ vorbei gefahren und einige der Autos (bzw. deren Fahrer) haben vermutlich noch nie einen Radfahrer gesehen und sich wie die typischen, vollidiotischen Automachos verhalten. Ich hatte alleine heute mehr sehr knappe Überholmanover, mehr Leute, die mich aggressiv angehupt haben und mehr Leute, die direkt neben mir ihre Motoren aufheulen ließen, als auf der kompletten bisherigen Tour! Ist mir alles unverständlich.
Der Zeltplatz liegt dann wieder im Nirgendwo ohne irgendwelche Ortschaften oder Alternativen, dementsprechende Halsabschneiderpreise werden verlangt (etwa $36). Da ich aber mal wieder duschen will, beiße ich in den sauren Apfel – und stelle dann fest, dass die Duschen nochmal $2 kosten. Also springe ich doch nur ausgiebig in den Pool, der eigentlich schon vor wenigen Minuten für die Saison geschlossen wurde. WLAN gibts hier auch nicht, dafür nervige Kinder, die ständig um mein Zelt herumsprigen und die Heringe krumm treten und Erwachsene, die mit Beer-Bingo beschäftigt sind (dazu noch unerzogene und laute Hunde). Danach „feiern“ sie alle noch bei schlechter und lauter Musik bis spät in die Nacht. Das reizt mich allerdings gar nicht und ich mische mich nicht unters Volk um dort den Betrunkenen zwischen lauter Musik x-mal wieder die gleiche Geschichte zu erzählen.
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