und schon wieder bin ich in Halifax, diesmal aber wohl zum letzten Mal für längere Zeit. Lang will ich hier auch gar nicht bleiben, schnell das Rad verkaufen, ein Zugticket kaufen, bisschen durch die Stadt laufen und dabei vielleicht neue Schuhe (zuhause wurde mir mehrmals gesagt, dass ich damit ja nicht mehr rumlaufen könne) besorgen, eine neue Jeans (meine aktuelle ist an etwas unpassender Stelle eingerissen), vielleicht mal wieder zum Friseur. Lauter so Zeugs, was in den letzten 10.000km etwas liegen geblieben ist. Außerdem wollte ich auch meine ganzen Rad-Sachen (Helm, Schuhe, Ersatzkette, Schläuche, ….) an eine non-profit Radwerkstatt spenden. Das will ich ja echt nicht um die halbe Welt mitschleppen.
Vor dem ganzen stressigen Programm gibt’s aber erst mal ein kleines Frühstück; da ich nicht mehr Rad fahre, reicht das auch fast aus.
Also mache ich mich auf den Weg zu „Bike Again“, einer Selbsthilfe-Fahrradwerkstatt hier in Halifax.Auf dem Weg komme ich an diesem Schild vorbei. Ein kombinierter Fahrrad-Gitarren-Laden. Scheint hier wohl üblicher zu sein, ich kann mich noch an das Fahrrad-Staubsauber-Geschäft erinnern (aber nicht mehr, in welcher Stadt es war).
Die Radwerkstatt ist im gleichen Gebäude, wie diese Holzwerkstatt. Im Gegensatz dazu hat die Radwerkstatt weder heute noch in den nächsten Tagen geöffnet. Hm, dann muss ich mein Zeugs halt noch eine Station weiter mitnehmen und in der nächsten Stadt (vermutlich Montréal) das dann nochmal probieren.
Mein nächstes Ziel: eine neue Jeans! Meine jetzige ist durch das tägliche Radpendeln am Hintern offenbar ziemlich mitgenommen. Und an einem der letzten Handwerker-Tage hat sich dort wohl noch ein Riss reingeschlichen. Vielleicht könnte man das irgendwie flicken – aber ich halt nicht. Erst recht nicht ohne Nadel, Faden, Jeansstoff oder gar Nähmaschine (nicht dass ich wüsste, wie man damit umgeht). Ich hoffe einfach drauf, dass ich für wenig Geld eine neue Jeans kriege und mit der alten überlege ich mir dann etwas sinnvolles.
Also fahre ich zum großen Einkaufszentrum hier in Halifax. Dabei fährt kurz vor dem Ziel ein Polizei-Auto neben mir, öffnet das Fenster und ruft etwas von „Helmet“ raus. Stimmt, jetzt fällt mir ein/auf: ich habe keinen Helm auf und hier ist eigentlich Helmpflicht. Mehr passiert aber in der Situation nicht und ich beschließe, eher kleinere Nebenstraßen für den Rückweg zu nehmen.
Im Einkaufszentrum staune ich dann erstmal nicht schlecht, als ich diese Mutter sehe, die ihr Kind(!) an der Leine führt.
Aber deswegen bin ich nicht hier. Also in den ersten Laden rein und an den Ständer mit dem „SALE“ Schild. Tatsächlich, da hängt eine Jeans in 32/32 für $25. Das sieht doch ganz gut aus. Ich probiere sie schnell an und sie passt. Die Verkäuferin überschlägt sich fast vor lauter Lob, wie gut diese Hose mir denn passen würde. Überall! Am Bund, in der Länge und sogar am Hintern. Perfekt, als ob sie für mich gemacht wäre.
Jaja, schon gut – denke ich mir und nehme sie halt. Und weil nebenan auf dem Ständer auch noch so ein – ebenfalls passendes – CBGB-T-Shirt für $8 hängt, nehme ich das auch noch gleich mit. Rock’n’Roll! Gleichzeitig fühle ich mich so ein bisschen wie die H&M-Kids, die sich damals diese Ramones Shirts kauften. Aber in Gegensatz dazu, weiß ich sowohl etwas über das CBGB und ich kenne auch die Ramones! Auch hier mal wieder ein „Anspieltipp“ einer der Ohrwürmer, die mich in den letzten Monaten hier und da mal ein paar Kilometer begleitet haben.
Auf dem Weg zum Radladen komme ich dann an dieser Malerei vorbei. Scheinbar haben viele Stadtbewohner auf dieser Welt die gleichen, unbeantworteten Fragen: „Was ist für den öffentlichen Raum gut?“
Angekommen fällt mein Blick auf diesen Lampenschirm. Ein weiteres Ding auf meiner „will-ich-auch-mal-machen“-Liste. Und da ich sowieso kaum Lampen zuhause habe, wird es auch nicht schwer sein, dies Ding dann irgendwo aufzuhängen.
Zurück im Hostel fällt mir wieder diese Malerei auf der Außenwand auf, hat scheinbar kein Titel und ich weiß auch nicht, ob es eine tiefere Bedeutung haben soll.
Auch ein Zugticket habe ich mir am Bahnhof besorgt, da ich es nicht per Kreditkarte kaufen konnte. Die Bahn wollte dafür irgendeine zusätzliche Authentifizierung haben, und hat mir angeblich irgendwelche TANs geschickt, die aber nie ankamen. Und die Antwort auf diese aufpoppende Sicheheits-Frage wusste ich natürlich auch nicht mehr. Ich befürchte, dass ich meine Reise wegen irgendwelchen solchen Geldsachen mal abbrechen muss, um sowohl mit neuer EC-Karte als auch mit 100% funktionierender Kreditkarte nochmal starten kann. Dazu kommt noch, dass ich mein Fairphone langsam komplett abschreibe und irgendeine andere Lösung brauche, um SMS von meiner deutschen Bank empfangen zu können.
Und dann gibt es für mich abends noch ein Kürbis-Bier der lokalen Brauerei in der typischen Bauarbeiter-Halben-Flasche (die hier aber eher gar nicht typisch ist, hier werden eher 473ml Bierdosen verkauft). Am nächsten Tag hatte ich noch ein „Hefeweizen“ von dieser Brauerei, die in der gleichen Straße wie das Hostel ist. In dem Hefeweizen war der Geschmack von Banane enthalten, also quasi schon fast ein Bananenweizen, wie wir es vor guten 20 Jahren „auf dem Land“ tranken.
Diese ganzen Aktionen sind natürlich nicht an einem Tag passiert. Aber das hört sich so ziemlich geschäftig an, oder?
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