Christchurch – Brisbane

als ich mir ausdachte, nach Neuseeland zu fliegen, hatte ich natürlich keine Idee, was ich danach machen könne. Aber laut den Einreise-Bestimmungen braucht man einen Ausreise-Flug, um überhaupt nach Neuseeland einzureisen. Daher habe ich schon vor langer Zeit mal einen Flug von Christchurch nach Brisbane gebucht.
Davor habe ich aber noch ein paar Tage hier in der Stadt. Die Nachwirkungen der Erdbeben sind immer noch deutlich zu sehen, es gibt einfach sehr viele Parkplätze mitten in der Stadt. Auch gibt es hier wenige hohe Gebäude, ich komme mir eher wie in einer Kleinstadt vor und nicht wie in einer der größten Städte Neuseelands.
Aktuell ist ein „Laternen-Fest“, das hat vielleicht etwas mit dem aktuellen, chinesischen Neujahr zu tun? Auf jeden Fall gibt es hier jede Menge beleuchteter Installationen, seien es diese Pinguine auf Eisschollen
diese Panda-Bären

oder dieses Serengeti-Leben mit Tiger, Giraffe und Zebra
Zufällig komme ich auch an diesem Kunstwerk vorbei, das mit diesem Lichterfest überhaupt nichts zu tun hat. Das sind einfach 185 weiße Stühle, eines für jedes Opfer des Erdbebens.

Dieses Bild versucht, noch etwas positives an den Erdbeben abzugewinnen. Es sind nicht die aufgebauten Mauern, die diese Stadt ausmachten und ausmachen, es ist die Hilfsbereitschaft und die entstandene Kreativität. Selbstverständlich wird bei solchen Bildern dann gerne ein Fahrrad genommen.
Und wenn ich an Stuttgart denke: dort wird krampfhaft an „den Mauern“ festgehalten und bloß kein bisschen Kreativität geduldet.

Dazu passt dann auch die Neonschrift am Museum ganz gut!


Es gibt hier auch viele freie Wände, die oftmals professionell bemalt wurden. Dieses Bild mit diversen Fahrrädern sagte mir dabei natürlich am ehesten zu.

Am nächsten Tag habe ich mal bei dieser Attraktion vorbei geschaut. Es sind einfach zwei Container auf der freien Wiese (bzw. in einem Park am Stadtrand). Dort gibt es dann ein paar solcher Segel-Fahrzeuge

Das sah zwar ein bisschen interessant aus, aber die „Fahrbahn“ dafür war doch sehr klein, alles was man machen konnte, war auf dem Kreis im Bild rumzufahren/segeln. Vielleicht baue ich mir ja auch mal so ein Fahrzeug und probiere das aus. Davor sollte ich aber noch lernen, wie man richtig segelt, um damit dann auch wieder zurück fahren zu können.

Was nach deutlich mehr Action aussah, waren diese „Drift-Carts“. Im Vorderrad war ein kleiner Elektromotor und durch den glatten Beton und die vermutlich harten Reifen und der entsprechenden Gewichtsverteilung konnte man damit offenbar super um die Kurven driften. Man musste sich aber vorher anmelden, einfach so mitmachen ging nicht.
Dann muss ich mir so ein Gefährt eben selber bauen und damit über die Stuttgarter Straßen heizen.

Im Hostel habe ich mich dann etwas über das Bücherregal gewundert. Scheinbar ist Christchurch ein typischer Ort, um Neuseeland zu verlassen. Hier wurden ziemlich viele Reiseführer hinterlassen (und auch jede Menge anderes Zeug, was die Reisenden nicht mehr brauchten). Ich konnte jedoch nichts finden, was ich weiterverwenden konnte. Aber ein kleiner Tipp für alle Neuseeland-Reisenden: Fliegt zuerst nach Christchurch und deckt euch dort dann mit Reiseführern, Klamotten, Camping-Equipment, etc. ein!

Dann stand schon der Abflugtag an. Ich habe diesen riesigen Fahrrad-Karton von einem Radladen bekommen und ihn, nicht ganz ohne Wind, mit einer Hand auf dem Rad tragend, durch die Stadt gefahren. Das sah bei der ein oder anderen Böe sicherlich sehr spannend aus, hier und da haben mir Fussgänger auch extra viel Platz gegeben.
Dann habe ich das Rad soweit zerlegt, wie ich musste (Vorderrad rausnehmen und dabei den Dynamo-Anschluss abgerissen, Sattel raus, Lenker weg und zum Glück – ohne überhaupt darauf zu achten – dabei nicht an die Vorderrad-Hydraulik-Bremse gekommen). Sogar die Pedale habe ich nach etwas Internet-Recherche und noch ein bisschen Nachdenken abgeschraubt bekommen.

So ging es zum Flughafen.

Dort lag noch eine Zeitung mit einer Überschrift, die ich ja schon lange weiß: „Part time is the new power move“.

Der Flieger machte kurz vor Brisbane noch eine Kehrtwende, aber nicht aus komischen Gründen, offiziell war es nur eine Warteschleife.

In Brisbane baue ich das Rad dann wieder auf, was in der Tat etwas einfacher ist. Sogar das abgerissene Kabel habe ich wieder repariert bekommen und Pedale reinschrauben ist 1000x einfacher, als sie nach mehreren tausend Kilometern rauszuschrauben.

Das ist übrigens der Schnitt, den ich mir beim Pedale rausschrauben am Zahnkranz geholt habe, als ich vom „Losbrech-Moment“ überrascht wurde. Zum Glück war das Pedal danach lose und ich bin nicht „nur“ abgerutscht. So wie das geblutet hat, dachte ich, dass es schlimmer wäre, aber ein paar Tage später ist davon schon fast nichts mehr zu sehen. Die ganzen Kratzer, die ich von den Hostel-Katzen und -Kätzchen bekommen habe, waren fast schlimmer.

Was ich ja im Bücherregal noch gefunden habe: Dieses Buch über den ersten deutschen Umwelttag, der 1986 in Würzburg stattfand. Selbst damals, noch im getrennten Deutschland, hatte man erkannt, dass man etwas ändern muss und dafür „Mut zum Handeln“ braucht.
Leider passiert da bis heute nicht viel, nicht mal im grün regierten Baden-Württemberg und/oder Stuttgart. Wo ist der Mut nur geblieben?


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