irgendwann hing hier im Büro ein Zettel aus, auf dem Thrombozyten-Spender:innen gesucht wurden. Ich habe mich mal gemeldet und spende seitdem mehr oder weniger regelmäßig (schon über 40 Mal) im Stuttgarter RBK. Meist werde ich schon über Monate im Voraus mit Terminen versorgt, alle drei Wochen ist eine solche Spende möglich (mit den selben Ausschlusskriterien wie bei Blutspenden).
Letzte Woche, am 16. März, im leichten Aufzug der Corona-Krise, war es schon seltsam, ins eigentlich geschlossene Krankenhaus zu kommen. Vor der Türe ein Sicherheitsmitarbeiter, den ich aber mit dem einfachen Satz „ich komme zur Spende“ überwinden konnte. An der Rezeption kam ich nur vorbei, weil mein Name auf einer Liste stand. Sonst war aber alles wie immer. Bis ich mich verabschiedete. Mein nächster Termin ist nämlich ganz spontan schon nächste Woche! Ich frage, ob das denn so in Ordnung ist und kriege zur Antwort, dass man es bis zu drei mal pro Woche machen könne, wenn es dringend nötig sei. Also gut, Handy gezückt und den neuen Termin aufgeschrieben. Irgendwie empfinde ich es ja als „soziale Selbstverständlichkeit“ (wie hier schon mal geschrieben), dass ich unterstütze, wenn ich schon einer der wenigen Menschen sein soll, die überhaupt diese Thrombozyten spenden können/dürfen. (und dabei weiß ich nicht mal so genau, was das eigentlich ist)
Auf dem Weg zum Krankenhaus ist mir noch eines dieser Solidaritäts-Transparente aufgefallen. Die hängen an verschiedenen Stellen in Stuttgart.
Am Krankenhaus war es dann nochmal deutlich krasser. Schon die Zufahrt zum Krankenhaus war mit Sperrbaken blockiert. Die hielten mich als Radfahrer natürlich nicht auf, der Fahrradparkplatz war ja dahinter. Vor dem Krankenhaus waren nun mehrere Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes. Und mir wurde schon vor der Türe die Temperatur (35,6°) und die Sauerstoffkonzentration (96%?) gemessen. Dann konnte ich weiter. An der Rezeption kam ich auch nur wieder mit meinem Namen weiter, mir wurde nun jedoch noch zusätzlich ein Mundschutz ausgehändigt.
Dann wieder – abgesehen davon, dass jetzt alle Menschen hier einen Mundschutz tragen – alles wie immer.
Üblicherweise gehe ich vor der Spende zum Frühstück in die Krankenhaus-Kantine. Heute war ich später dran, also wollte ich danach zum Mittagessen. Auch das hat einen mittleren Eklat verursacht, da inzwischen nur noch interne Mitarbeiter:innen in der Kantine erlaubt wären. Die Mitarbeiter:in der Thrombozyten-Abteilung hat das dann aber geklärt, dass ich noch etwas zum Essen bekommen habe, bevor ich wieder mit dem Rad durch die Stadt nach Hause fahren konnte. Dabei habe ich noch an zwei Stellen Bekannte getroffen, die rennradfahrend, bzw. joggend, dem „Hausarrest“ entfliehen wollten.
Ich bin gespannt, ob es beim Termin am nächsten Montag noch eine weitere Steigerung gibt. Bis jetzt fühlt sich das alles schon sehr surreal und komisch an. Irgendwie kam ich mir vor dem Krankenhaus eher vor, wie im Film, und nicht mehr wie im richtigen Leben.
Schreibe einen Kommentar