ich „beklage“ mich ja ab und zu, dass ich später loskomme, als ich mir das so vorstelle. Aber zum einen ist hier immer noch Urlaub und zum anderen gibt es ja meist einen Grund dafür. Heute war es das Hostel-Kätzchen. Es hat mich richtig festgehalten und obwohl ich schon meine etwas verschwitzten Radklamotten angezogen hatte, konnte ich noch nicht los fahren.
Aber alles halb so schlimm. Heute stehen auch nur wieder 100km an und dafür nicht mal eine Passstraße.
Anfangs fahre ich noch übers Land, immer an dieser Gebirgskette entlang. Der angekündigte Seitenwind wird durch diese Berge glücklicherweise zu einem Rückenwind umgeleitet – oder die Vorhersage ist einfach mal wieder nur komplett falsch gewesen.
Von Regen kam in der Vorhersage auch nichts vor, allerdings auch nicht viel von Sonnenschein. Aus den Wolken kam heute aber zum Glück kein Regen und ich bin ganz froh, dass es zur Abwechslung mal nicht über 30°C hat.
Dann komme ich mal wieder an einen See, an dem ich für weitere 30km entlang fahre. Der/die geneigte LeserIn kann sich denken, dass man sich das auch wieder flacher vorstellt, als es die neuseeländischen Straßenbauer dann tatsächlich umgesetzt haben.
Ein Blick zurück auf Queenstown am Ende des Sees.
Als etwas besonderes Ereignis heute: Mir wurde eine nicht leere Bierflasche aus einem vorbeifahrenden Auto nachgeschmissen. Natürlich war mindestens der Auto-Beifahrer entweder schon zu besoffen oder einfach viel zu bescheuert (was diese Aktion an sich ja schon bewiesen hat), um zu treffen. Trotzdem waren da auf einmal jede Menge Scherben vor mir auf der Straße, und bis ich wieder auf das Idioten-Auto schauen konnte, war es schon zu weit weg, um das Modell oder die Autonummer zu erkennen. Es war auf jeden Fall kein Tourist, sondern ein Einheimischer, da es kein Mietwagen (zu alt) und kein Campervan war (sondern ein alter Holden oder Toyota Sedan). Vollidioten in Autos scheint es also auf der ganzen Welt zu geben.Auf der anderen Seite des Sees ist auch eine „Stadt“ – oder besser Dorf, die/das sogar ihren eigenen Sandstrand hat.
Dann geht es, mit immer stärkerem Rückenwind, immer weiter in Richtung Süden. Und wenn ich Glück habe, werde ich am Ende des Tages sogar unter blauem Himmel ankommen.
Kurz vor dem Ziel ist dann noch ein kleinerer Hügel und das Wetter sieht tatsächlich besser aus.
Und tatsächlich, in Lumsden will ich mich nicht mehr beklagen. Ich bin heute 4:44h gefahren und habe dabei 109km zurückgelegt, was einen Schnitt von 23,1km/h macht. Und es hat sogar größtenteils Spaß gemacht!
Ich hätte auch die Alternative gehabt, nach dem See auf einem geschotterten Weg zu fahren. Dieser gehörte mal wieder zu einem der NZ Cycle Trails, von denen ich ja schon gelernt habe, dass es dabei nur eine Möglichkeit gibt: Nie, nie, niemals dort fahren! Dieser Mist-Weg führte die meiste Zeit mehr oder weniger direkt neben der Straße und es wurden dafür sogar eigene Brücken gebaut, wie hier im Bild zu sehen. Die Neuseeländer nehmen ihr Schwachsinns-Kredo „Fahrräder dürfen niemals auf der Straße fahren“ ziemlich ernst und schmeißen dafür sogar all dieses Geld raus. Wäre der Weg asphaltiert und man könnte dort gut fahren, wäre es etwas anderes, aber so ist es nur ein sehr unsinniges Konzept. Ich habe den ganzen Tag auch niemand darauf fahren sehen. Die einzigen Radler, die mir heute entgegen kamen, waren (höchstwahrscheinlich) andere ausländische Reiseradler, die natürlich auch auf der Straße fuhren.
In Lumsden kostete der Zeltplatz mal nur zivile 10$, hatte dafür kein Internet. An der Bibliothek gab es zwar freies WLAN, aber da gegenüber ein „Freedom-Campingplatz“ war (sprich ein Parkplatz mit Übernachtungs-Erlaubnis), waren dort jede Menge (junger und deutscher) Touristen, die dort mit irgendwelchen blöden Internet-Spielchen das Netz dort unbrauchbar machten. Dann bin ich halt zurück zum Zeltplatz und habe mich in den Schlafsack gelegt. Davor habe ich noch viereinhalb Portionen Chicken-Noodles gegessen (laut Zutatenliste ohne Chicken, sondern nur mit so einem Geschmack). Blöd, dass es das nur als Fünfportionen-Pack gibt, vier hätten mir heute auch ausgereicht.
Relive ‚Lunch Ride‘
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