von „offenen Briefen“ habe ich schon öfters mal etwas gelesen. Auf wikipedia gibt es dazu sogar einen ganzen Artikel. Da ich aktuell mein ÖPNV-Abo kündigen will, dachte ich, dass ich dies zum Anlass nehmen könnte, auch mal einen solchen „offenen Brief“ verfassen könnte, schließlich gibt es genügend Gründe, nicht mehr am Stuttgarter Nahverkehr teilzunehmen.
Diesen Brief habe ich über das Formular bei der SSB abgeschickt:
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit kündige ich mein VVS Jahresticket+ zum Ende des nächsten Monats, sprich zum 30.11.2016.
Die Gründe werden sie wohl nicht interessieren, dennoch möchte ich Sie sowohl hier als auch in einem „offenen Brief“ darlegen.
Unzuverlässigkeit. Dass kaum noch eine Bahn (gerade im Berufsverkehr) pünktlich fährt ist kein Geheimnis. Diese Unzuverlässigkeit hat mich schon vor geraumer Zeit dazu animiert, an den allermeisten Tagen zum Fahrrad-Pendler zu werden. Mein VVS-Ticket habe ich dennoch behalten, da ich es bisher auch noch als eine Art „Solidaritätsbeitrag“ gesehen habe.
Umbau. Die Schließung der Haltestelle Staatsgalerie betrifft mich direkt.
Schlechte Anschlüsse. Eine Verbindung, die ich sehr schlecht geplant finde, ist der Anschluss vom 41er Bus zur S-Bahn Feuersee. Der Bus kommt oben an, während unten die Bahn weg fährt. Blöd, wenn man dann meist länger auf die nächste Bahn warten muss, als man damit fährt. Und dass das nächste Freibad aus dem Westen (Killesberg) überhaupt gar nicht an das ÖPNV Netz angeschlossen ist verwundert mich schon seit Jahren jeden Sommer aufs Neue. Diese beiden Beispiele sind definitiv nicht die einzigen Schwachstellen im Netz.
Preiserhöhung. In Verbindung mit der Unzuverlässigkeit und dem umbau-bedingten Wegfall einiger meiner Verbindungen empfinde ich es als eine ziemliche Frechheit, wie selbstverständlich mal wieder eine Preiserhöhung anzukündigen. Nebenbei: Ob Stuttgart über oder unter dem Durchschnitt der 73%-ÖPNV-Preissteigerung in Deutschland liegt, müsste ich mal recherchieren, wenn mir da niemand zuvorkommt.
Fehlende Flexibilität. Ich arbeite seit diesem Jahr nur noch in einer Vier-Tage-Woche. Trotz des neuen eTickets gibt es immer noch keine Möglichkeit eine gewisse Flexibilität zu haben (z.B. günstigerer Preis bei reduzierter Gültigkeit oder erweiterbare Plus-Funktionen am arbeitsfreien Tag).
Sonstige Vergünstigungen. Gerade vor Kurzem ist wieder ein Kundenmagazin ins Haus geflattert, welches ich nach kurzem Durchblättern so ins Altpapier schmeißen musste. Keine Infos und kein Mehrwert für mich als ÖPNV-Nutzer. Ähnlich ist es mit diversen Aktionen (z.B. reduzierte Preise auf dem Cannstatter Wasen), die vermutlich auch mit einem (Werbe-) Budget bezahlt werden. Ich will so etwas nicht. Ich will ein vernünftiges Netz und keine sonstigen, unsinnigen Ausgaben mitbezahlen müssen.
Polygo-Karte. Diese Karte bringt mir keinerlei Vorteil bei einigen Nachteilen. Z.B. kann ich mit dieser Karte keine Call-a-bike Fahrräder mehr ausleihen, was mir dem alten Mobilpass problemlos ging. Mehr habe ich dann auch nicht mehr probiert. Abgesehen davon bin ich mir sicher, dass dieses System bei Kontrollen nicht perfekt funktionieren wird und ich definitiv kein Interesse daran habe, bei einer solchen Massenkontrolle unter unverhältnismäßig großen Polizeischutz (teilweise mit schwerer Bewaffnung!) aufzufallen, weil das Auslesesystem fehlerhaft funktioniert.
So wie Sie sich in den letzten Jahren im öffentlichen Bild zeigten, wird Ihnen das auch völlig egal sein und ich werde in einem solchen Fall Strafzahlungen erwarten müssen und eine nervige und unsinnige Organisation, um ihren Fehler dann wieder zu korrigieren.
Nein, danke. Es reicht mir!
Gestalten Sie endlich einen attraktiven Nahverkehr zu vernünftigen Konditionen, dann nehme ich wieder teil. So nicht.
Mit freundlichen Grüßen,
Christoph Hoyer
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