bei facebook

beim Frühstück: Regen – und ich denke mir: Gut, dass ich noch nicht mit dem Rad unterwegs bin.

Ist aber nur ein kurzer Schauer, als ich fertig bin und das Internet leer gelesen habe, ist es wieder vorbei. Ich mache mich auf in einen Park auf der anderen Seite der Stadt um bei einer Radtour auf diesen Leihrädern teilzunehmen. Ist aber niemand da, vermutlich hätte ich mich doch vorher anmelden sollen.
Nagut, dann auf zu facebook. Die sind tatsächlich in Toronto vor Ort und auch vor nicht allzu langer Zeit mal umgezogen. Da so ein Büro dieser IT-Giganten immer Aufmerksamkeit auf sich zieht, wurde darüber auch in der Presse berichtet – somit wusste ich auch, wo ich hin musste; im MaRS-Gebäude also in den 12. Stock. Mit mir im Aufzug einer mit einem blauen facebook T-Shirt. Ihm erzähle ich von meinem Anliegen, er meint aber nur, dass hier nur „Sales Team“ sei und mir bestimmt niemand helfen kann.

So ähnlich hatte ich das befürchtet, aber ich gebe nicht auf und gehe zur Rezeption. Dort sitzen zwei Typen, denen ich meine Geschichte erzähle. Sie können mir tatsächlich nicht helfen, geben mir aber einen Block mit Customer Support Formularen und einen Stift. Oha – in dem Vorzeige-IT-Agil-Unternehmen gibt es tatsächlich noch solche Büromittel aus dem letzten Jahrtausend! Das kommt tatsächlich überraschend und ich gebe mir echt Mühe mit diesem Stift (wann ich wohl zum letzten Mal einen in der Hand hatte?).
Das wurde dann eingescannt und digital weiter ans Hauptquartier / Legal Office geschickt. In der ganzen Zeit über alles mögliche und auch meine Reise gequatscht. Sie waren beeindruckt von meinen Plänen und wollten mir gleich mal auf Facebook folgen „ah, right …. maybe Instagram?“ Da bin ich aber auch nicht und schlug Twitter vor. Das hatte der eine, nutzt es aber eigentlich nicht.

In der Recherche danach habe ich gesehen, dass mein neuer Twitter-Follower auch offenbar einen nicht ganz korrekten Namen auf Facebook angegeben hat, vielleicht der Grund, warum er mein Problem nicht so ganz verstanden hat/glauben wollte.
Sie meinten auf jeden Fall, dass das jetzt schneller geprüft wird und ich in drei bis vier Tagen eine Antwort bekäme. Kurz später hieß es dann „maybe two weeks“. Ich bin gespannt.

Auf jeden Fall habe ich noch einen facebook-like-Aufkleber, einen facebook-Kuli, eine facebook-Pride-Sonnenbrille und ein facebook-Toronto-T-Shirt bekommen. Damit laufe ich jetzt mal ein bisschen rum und hoffe, dass es hilft.

Mehr als die Rezeption habe ich von diesem Büro leider nicht gesehen, weiß also nicht, ob es wirklich solch ein inspirierendes Umfeld ist, wie immer und überall geschrieben wird. Ich kann nur sagen, dass der WLAN Zugangscode „movefast“ ist und es auch einen Postkarten-Ständer mit allen möglichen Motiven in dem Stil gibt:

  • impossible
  • none of our problems is someone else’s problem
  • be the nerd
  • if you don’t do it, it’s not done

Diese hätte ich alle auch gerne mitnehmen können und sie hätten auch gut in meine Sammlung gepasst. Aber ich wollte sie echt nicht um die ganze Welt tragen. Das haben sie auch verstanden.
Die Einstellung des Mitarbeiters im Aufzug passte nicht ganz zu diesen Aussagen, also ist es in der Realität wohl doch nicht ganz so, wie es immer verkauft wird.
Verglichen mit (meinem) deutschen Arbeitsumfeld ist es auf jeden Fall noch etwas ziemlich anderes. Im deutschen Großkonzern kann man nicht einfach mal irgendetwas machen. Da braucht man Genehmigungen, muss Prozesse einhalten und überschreitet seine Kompetenzen (bzw. muss in Kompetenzen von anderen Mitarbeitern „wildern“). All das kommt nicht gut und daher bewegt sich dort auch eher weniger. Selbst meine Erfahrungen mit dem offiziellen Verbesserungs-Vorschlags-Prozess ist eher ernüchternd. Obwohl ich sagen würde, dass meine bisherigen Vorschläge kein Unfug waren, wurde noch keiner davon jemals angenommen. Kollegen haben da ähnliche Erfahrungen gemacht.
Naja, ich bin wohl noch nicht lange genug im Urlaub, um komplett abzuschalten (oder einfach immer im „Beobachten/Vergleichen“-Modus), vielleicht ändert sich das in den nächsten Monaten noch. ;~)


Kommentare

2 Antworten zu „bei facebook“

  1. Ich kann Deinen Wunsch gut nachvollziehen. Bin auch jemand, der gestalten möchte (und glücklicherweise auch darf).
    Mir fällt da ein Vergleich ein: Je größer das Schiff (und je mehr in Fahrt), desto mehr Energie (und Zeit) ist notwendig um die Richtung zu ändern.
    Bei einem Schlauchboot reicht es die Füße ins Wasser zu halten und zu paddeln. Bei einem Kreuzfahrtschiff kommt man mit den Füßen schon gar nicht mehr ins Wasser. (Bzw. es würde das Schiff vermutlich auch nicht groß beeindrucken, wenn man paddelt 😉
    Andererseits: Wenn Dich dem Schlauchbooteigentümer das gepaddel nicht passt, dann schubst er Dich relativ einfach aus dem Schlauchboot, und man kann auch nichts mehr ändern… – das wird auf dem Kreuzfahrtschiff wohl nicht passieren. Aber jetzt geht es schon sehr in die Tiefe…
    Fazit: Unabhängig bleiben 🙂
    Viele Grüße
    Flo

    1. gestalten will ich auf meinem Kreuzfahrtschiff auch gar nix (um im Bild zu bleiben). Um auf die Brücke zu kommen habe ich das falsche studiert und der zusätzliche Aufwand dafür lässt sich auch nicht mit meiner Work-Life-Balance vereinbaren.
      Es zeigt sich aber immer wieder, dass es nicht mal möglich ist, solche Kleinigkeiten wie eine (technisch mögliche und nötige) Änderung am Animationsprogramm umzusetzen (jaja immer noch in der Metapher); und das, obwohl solche Initiativen bei jeder sich gebenden Möglichkeit von der Brücke gefordert werden.
      Wie ich damit umgehen soll, habe ich noch nicht richtig rausgefunden.

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