Jasper – Hinton: Rodeo!

wie bereits zu erwarten, gab es weder in diesem Hostel noch im anderen in dieser Stadt keine kurzfristigen Absagen. Dank Klimaanlage sind meine Sachen jedoch alle wieder getrocknet und das Wetter sieht auch besser aus, als gestern noch angekündigt. Also mache ich halt keine Pause, sondern fahre weiter.

Mein Ziel heute: Hinton. Nie vorher gehört, aber als ich in den Ort reinfahre, sehe ich das Schild, dass offenbar Rodeo Season wäre und Cowboystiefel reduziert sind. Die passen jetzt aber nicht zum Radfahren, daher lasse ich das Angebot sausen. Im lokalen Radladen auch leider wieder nur eine Verkäuferin, die mir keine Radrouten-Infos geben kann. Aber beim Rausgehen sehe ich noch ein Plakat, das für die Rodeo Veranstaltung just dieses Wochenende wirbt, inkl. free Camping. Diese zwei Fliegen schlage ich doch mit einer Klappe!
Bis es soweit gekommen ist, musste ich aber noch Jasper verlassen. Die möglichen Regenwolken hängen rechts und links in den Rocky Mountains, aber da blieben sie auch. Heute gab es zum Glück keinen Regen!

Im weiteren Verlauf des Tages sah das Wetter dann sogar gut aus.

Wieder mal eine Warnung vor kreuzenden Tieren, das kommt hier ab und zu vor, mit allen möglichen Arten. Von diesen Tieren habe ich aber auch nicht arg viel mehr gesehen, als auf diesen Schildern (und hier und da mal ein Blutfleck auf der Straße). Grundsätzlich sind die Straßen hier in den beiden Naturparks Banff und Jasper aber erstaunlich sauber. Vielleicht halten sich die Leute hier wirklich daran, nichts aus den Fenstern  zu schmeißen. Vermutlich wird aber einfach nur mehr aufgeräumt.

Sonst halt wieder Berge, Flüsse und Seen.

Heute mal nicht türkis, sondern eher hellgrün – aber immernoch superklar, ich kann überall bis auf den Grund sehen.

Achja, und ein bisschen Wald gibt natürlich links und rechts auch noch.

Dieser See ist scheinbar relativ flach. Im Hintergrund kann man Leute laufen sehen, die etwa Knie-tief ewig weit in diesem See stehen. Da es bestimmt keine neuen Messiasse sind, schließe ich daraus, dass der ganze See einfach nur 30cm tief ist.

Und ich glaube, dass dies hier das Ende der Rocky Mountains ist. Links sind noch ein paar Berge, danach sehe ich aber nichts mehr. Wow – nur wenige Tage gebraucht und letztendlich war es auch noch etwas einfacher, als ich mir das vom Flugzeug und aus Vancouver ausgemalt habe. Und das, obwohl ich mit dem Icefields Parkway noch einen ziemlichen Umweg gefahren bin.

Die erste Ortschaft nach den Rockies: Pocahontas. Dabei forme ich in meinem Kopf den Ohrwurm „Es geht mir gut, Pocahontas. Ich hoffe, Du weißt das!“ Im Original von AnnenMayKantereit, aber halt etwas angepasst; künstlerische Freiheit, eben.

Dann nochmal ein letzter Blick zurück auf die Rocky Mountains, vermutlich werde ich sie nie wieder sehen. Vielleicht habe ich aber sowieso schon „mehr“ davon gesehen, als der Standard-Tourist….
Was mir an der Grenze des Nationalparks auffällt: Die Autos und LKWs sind auf einmal alle viel lauter. Sie dürfen nicht schneller fahren als vorher, daher vermute ich, dass in den Nationalparks einfach eine Art „Flüsterasphalt“ verwendet wurde. Wenn ich das richtig deute, dann ist für diese Nationalparks sowieso jemand anderes zuständig, als für die normalen Straßen. Dort stehen anderen Straßenschilder (mit „NPC“-Aufschrift, National Parks Canada) und, wie schon gesagt, die Straßen dort sind aufgeräumt und scheinbar auch anders ausgeführt.

Kaum aus dem Park raus gibt es wieder jede Menge Müll am Straßenrand. Und dieses Angebot, eine „Scenic Route“ nach Alaska nehmen zu können. Ich habe aber nicht mal einen Bruchteil einer Sekunde daran gedacht, hier abzubiegen. Ich bin sowieso schon „zu weit“ nördlich (und will auch nicht in die USA und nicht durch so komplett menschenleeren Land fahren).

Solche Werbeschilder gab es die letzten beiden Tage in den Nationalparks auch nicht. Die Aussage: „Wenn Sie hier wohnten, wären Sie jetzt schon zuhause!“ ist natürlich auch ziemlich sinnfrei. Abgesehen davon, dass hier in Hinton (trotz 16000 Einwohnern eher eine Großstadt nach kanadischen Verhältnissen) vermutlich eher weniger Leute freiwillig wohnen wollen.

Dem Schild „Hinton Bike-Park“ bin ich mal gefolgt und habe stattliche Technik-Parcours gesehen, allerdings nur für Mountainbikes, daher blieb mein beladenen Rad draußen. Scheint alles durch Sponsoren und Freiwillige aufgebaut worden zu sein.

Und auf dem Weg zum Rodeo habe ich diesen LKW gesehen, der komplett auf einer Rampe hochkant gestellt wurde. Bis ich es komplett realisiert habe und dann noch gebremst und die Smartphone-Kamera fertig hatte, war der LKW schon fast wieder in einer normalen Position. Als ich es zuerst gesehen habe, war er sicherlich 60° in der Luft.

Und dann bin ich beim Rodeo! Am Eingang wurde mir noch versprochen/gedroht: am Ende des Abends wirst Du jede/n hier kennenlernen (kam dann aber nicht so). Heute war auch nur das „Aufwärmen“, hauptsächlich Jugendliche, die irgendwelche Technik-Spielchen mit ihren Pferden machten.

Während hier im Hintergrund der nächste Wettbewerb vorbereitet wird, hole ich mir ein Eis und kriege die Waffel in einer Styropor-Schale überreicht – und noch einen Löffel. Müll, Müll, Müll.

Und bei dieser Dichte an Karo-Hemden habe ich kurz ans Büro denken müssen und stellt mir die Kollegen bildlich mit Cowboy-Stiefeln (Shitkicker) und -Hüten vor. Diese Cowboy-Stiefel hat hier jede/r an. Sogar kleine Kinder und die Mädchen auch gerne mal in rosa (wir sind hier ja auf dem Land); dazu natürlich übergroße Gürtelschnallen. Ich bin äußerst unpassend gekleidet und falle zwischen all den Cowboys und -Girls hier ziemlich auf.

Am Ende stehe ich am Lagerfeuer und mir wird geraten, morgen auf jeden Fall noch da zu bleiben, denn dann ist das „richtige“ Rodeo, also das Bullenreiten.
Da es aber erst abends stattfinden wird und der freie Campingplatz keine Duschen hat (eigentlich nix, aber dafür auch frei) und mich das vor allem aber auch nicht so brennend interessiert (letztendlich wird das ganze Spektakel zusammen wohl keine 20sek dauern), entschließen ich mich natürlich dazu, morgen wieder weiter zu fahren. Nach Edson, dieser Ort ist auf meiner Karte genauso groß eingezeichnet, wie Hinton. Ich bin gespannt, was mich dort erwartet! ;~)


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