in Leer habe ich ja schon so ein ähnliches Schild gesehen, jedoch nur mit einem Pfeil drauf. Hier sind gleich mal zwei Pfeile. Und ich frage mich: Muss ich jetzt hier abbiegen oder erst in zweihundert Metern? Es sieht ja nicht so aus, als ob da vorne etwas käme. Würde ich so ein Phantasie-Schild aufhängen, das nicht in der StVO beschrieben ist, bekäme ich eine Anzeige wegen „gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr“. Dass es von Fachleuten der Stadt aufgehängt wird, zeigt nur wieder die vorherrschende Meinung hier in Deutschland: „Sind ja nur Radfahrer, da braucht man sich doch überhaupt gar keine Mühe geben und man kann sie mit allen möglichen Mitteln drangsalieren.“
Wäre mal interessant, was wohl passiert, wenn ich so eine Anzeige auf „gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr“ stellte. Dort im Ruhrpott ist es mir – wie schon in Leer – ziemlich egal. Mal sehen, ob ich in Stuttgart dann solche Quatsch-Schilder sehe. Wobei die Staatsanwaltschaft dort sowieso jegliche Anzeigen von Radfahrern aufgrund von „mangelndem öffentlichen Interesse“ fallen lässt….
Ich war auf jeden Fall in der Nähe des bisher einzigen Radschnellweges RS1, der sogar eine eigene Website hat. Wenn ich das richtig verstehe, sind aktuell schon sechs Kilometer fertig, allerdings noch nicht ganz (was auch immer das heißt). Ich habe ja keine Eile, also nehme ich den kleinen Umweg in Kauf und probiere ihn mal aus. In Stuttgart läuft aktuell eine Machbarkeitsstudie für einen Radschnellweg, und bevor sie dort eine bestimmt schlechte Lösung implementieren, wollte ich doch mal sehen, wie so etwas wo anders in Deutschland aussieht.
Der Anfang ist schon fast vielversprechend, wenn man mal davon absieht, dass es kein Radweg, sondern ein kombinierter Fuß- und Radweg ist. Im weiteren Verlauf wundere ich mich dann über ein geschottertes Stück und hoffe, dass das einfach noch nicht ganz fertig ist. Was mich aber doch am meisten verwirrt: dort sind alle paar Meter Kopfsteinpflaster-Schwellen eingebaut. Keine Ahnung, wer auf diese hirnrissige Idee gekommen ist – gibt es eine einzige Autobahn in Deutschland, auf der Kopfsteinpflaster-Schwellen sind? Natürlich nicht, weil beim KFZ-Verkehr irgendwie niemand auf so einen Schwachsinn kommen würde, beim Radverkehr scheinen bei manchen StraßenplanerInnen durchaus mal die Sicherungen durch zu brennen.
Vielleicht hätte ich aber auch einfach nicht nach Holland fahren sollen – die Erfahrungen auf deren Radwegen werde ich wohl nie mehr vergessen und immer als Maßstab für jeglichen Rad-Infrastruktur herziehen. Ich habe einfach keine Bilder mehr von diesem Schnellweg gemacht, aber bei jeder Schwelle, die mich wieder durchgeschüttelt hat, laut geflucht. Wie kann man so eine Scheiße produzieren?
Und wer jetzt ankommt, dass in Deutschland ja „kein Platz“ sei, dem kann ich sagen, dass in Deutschland 230 Leute / m² leben, in den Niederlanden fast doppelt so viele, nämlich 413 / m².
Hier in Deutschland ist es ja eher so, dass es keine Rad-Infrastruktur gibt. Selbst wenn es mal eine Fahrradstraße gibt, ist dort zu 99% immer ein Schild „KFZ frei“ dran. Und dass man als Radfahrer auch bloß nicht auf die Idee kommt, dass man hier auch nur irgendwelche Sonderrechte hätte (obwohl es eigentlich so ist), wird das „KFZ frei“-Schild auch genauso groß gemacht, wie das Fahrradstraße-Schild. Prioritäten halt….
Sonst trifft dieses Bild es ganz gut. Es gibt eine gute Straße, neben dran eine schlechte, schon mehrfach diletantisch geflickte, recht schmale und zugewachsene Spur, auf die sich Radfahrer und Fußgänger in beide Richtungen drängen müssen. Schnell noch ein Schild „Schäden an Rad- und Gehweg“ aufgestellt und fertig. So einen Mist sieht man so oft in Deutschland – und die Leute aus dem Verkehrsministerium fahren tatsächlich auf Konferenzen auf der ganzen Welt und erklären den Leuten dort, dass es hier alles super ist und wir sogar einen „Nationalen Radverkehrsplan“ haben. Und ich, als Radreisender aus Deutschland, werde dann in Kanada und Neuseeland ständig beneidet, dass es bei uns doch so toll sei.
Ich muss sagen, ich bin 1000x lieber in diesen Ländern gefahren, als auf den miserablen Zwangs-Radwegen hier bei uns.
Auch das ist typisch. Der Radweg hört einfach irgendwo auf und wird dann zum Fußweg. Radfahrer können sich jetzt einfach in Luft auflösen oder halt einfach schieben. Es ist zum Kotzen und an jeder Baustelle sieht man wieder, dass die sog. „Profis“ in den Stadtverwaltungen auf RadfahrerInnen einfach scheißen.