wenn man Zeit hat, so wie ich gerade, dann kann man auch mal zur Radkomm fahren. Das ist das „Kölner Forum Radverkehr“, bei dem der „Radentscheid“ für das Bundesland Nordrhein-Westfahlen gestartet wurde: Aufbruch Fahrrad. Sie brauchen dort 66.000 Unterschriften, damit sie gehört werden, das sollte doch schaffbar sein. Falls jemand das hier liest und in NRW wohnt, bitte mitmachen!
Neben „netzwerken“ und einem Workshop mit meinen speziellen Freunden, der Polizei, gab es ganz am Schluss noch eine Kunst-Aktion mit einem 50m langen Radweg, den man überall dort auslegen kann, wo man dringend einen Radweg bräuchte, aber keinen hat; zumindest, wenn man genügen Leute zum tragen hat. Zufällig vorbeikommende RadfahrerInnen waren ziemlich verwirrt, wie sie mit diesem Radweg umgehen sollten, wir konnten jedoch alle überzeugen, ihn zu benutzen.
Am nächsten Tag war dann noch die Sternfahrt in Köln, auf der etwa 7000 Leute mitgefahren sind. Auf meinem Ast, Chorweiler, waren es am Anfang auf nur wieder ca. 50 Leute am Anfang, wie schon in Berlin. Aber es regnete hier nicht und die Polizei war sogar mit Fahrrädern dabei.
Auf dem Weg dorthin habe ich wieder ein paar Schwachsinns-Schilder gesehen (wegen der aufgemalten Pfeile, die da nicht hingehören) und als ich diese fotografierte, fragten mich vorbeikommende Radler, ob ich Hilfe bräuchte. Natürlich nicht, aber ich fuhr mit ihnen dann fast zum Startpunkt, und bekam noch eine kurze Einführung in den lokalen Aufreger. Es gibt wohl einen Autobahnbrücke, die recht defekt ist. Der Neubau daneben würde über eine alte Deponie von BASF führen, die dafür abgetragen werden müsste. Jedoch weiß niemand, was in der Deponie drin ist und was daraus in den letzten Jahrzehnten geworden ist. Und den Sondermüll müsste man jetzt mit sehr, sehr vielen LKWs durch Wohngebiete abtransportieren. Davon sind nur die wenigsten Leute begeistert (ich vermute, es werden halt CDU-Menschen, Abriss-Firmen und deren Angehörige sein, wie das halt immer so ist).
Nach der Sternfahrt mache ich mich Nachmittags auf den Weg gen Süden. Dummerweise denke ich, dass der Rhein-Radweg eine geschickte Wahl sein könnte.
IST ES ABER NICHT!
Dort wird man super-beschissen irgendwo durch die Pampa geschickt, die Wege sind von Schlaglöchern und Astwurzeln nur so übersäht und überall, wo man mal durch Ortschaften kommt, ist es verboten, auf der super ausgebauten B9 zu fahren. Die Radwege gehen im Zick-Zack um die Straße herum, mal links, mal rechts und meist wird man über die lokale Promenade geschickt, wo man sein Rad selbstverständlich schieben müsste. Es ist einfach nur zum Kotzen! Es waren nicht mal 100km, aber aufgrund des miserablen Weges und den gefühlten 23478297426342835 Bordsteinen, die ich überqueren musste, tat mir echt alles weh: Knie, Schultern, Handgelenke, Nacken, Kopf. So eine Scheiße – und das ist der so oft hochgelobte „Rhein Radwanderweg“! Für mich ist das lediglich ein großes Stück Scheiße und ich werde da definitiv nie mehr fahren!
Irgendwo auf dem Weg bin ich noch an einer Kaserne vorbeigekommen, die ganz stolz eine Plakette mit den Daten der Erbauung am Eingang hat. Und da wundert man sich tatsächlich noch darüber, dass (deutsche) Soldaten eher dem rechten Spektrum zuzuordnen sind?
Dann gibt es noch ein Bimsmuseum. Auf das Schild hat ein Scherzkecks noch ein i aufgeklebt und es so zum „I bims“ Museum gemacht. Ja, lustig (und schlecht auf dem Foto zu erkennen).
Zwischendrin sah es oft mal so aus: bisschen Fluss, bisschen Radweg, bisschen Ort.
Ansonsten trifft dieses Schild die Einstellung der Radwegsplaner recht gut. Fahrt bloß nicht auf der Straße, fahrt am Besten überhaupt gar nicht. Kurz vorher war noch eine ziemliche Haarnadel-Kurve, die ich mit meinem recht un-agilen Reiserad tatsächlich auch nicht nehmen konnte. Dank Klick-Pedalen bin ich nicht schnell genug raus gekommen und zum ersten Mal umgefallen.
Das Schloss mit den lang rausstehenden Schrauben hat dann genau kurz unters Knie gepasst und mir eine ziemlich dicke Beule verpasst. Aber offenbar nur oberflächlich, denn ich konnte ohne irgendwelche Schmerzen weiterfahren.
Aber es sieht schon kriminell aus.
Kurz drauf komme ich an einem Beulendoktor vorbei. Aber der hat zu, schließlich ist Sonntag, und außerdem kann der vermutlich sowieso nicht helfen. Eis hätte vielleicht geholfen, hatte ich aber natürlich nicht zur Hand.
Dann komme ich in Koblenz an, wo ich diese Schönheit sehe: das „Haus des Straßenverkehrs“.
Und hier der Knaller: Der Zwangs-Radweg wird zum Fußweg, mit dem Zusatzschild, dass es doch gnädigerweise erlaubt sei, sein Rad hier zu schieben. Oh, vielen Dank!
Mal wieder so eine Mist-Beschilderung: Der Radweg geht irgendwie nach links, da ist aber nichts. Der Weg ist gesperrt, die Radstrecke auch, ich soll an der Bundesstraße entlang schieben. Man muss sich das mal überlegen: Da sitzt jemand in seiner Arbeitszeit, die von Steuergeldern finanziert wird, und denkt sich so eine Scheiße aus!
Da oben war eine Jugendherberge, die war aber ausgebucht. Scheiße. Also nach Alternativen schauen. Das günstigste Hotel im Ort hat keine Rezeption, als ich dort bin hängt nur eine Telefonnummer in der Tür. Dort angerufen geht niemand hin. Die nächstgünstigen Hotels sind alle ein paar Kilometer weg, auf der anderen Seite der Stadt. Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als dort hin zu fahren.
Natürlich kommt da schon der nächste Mist: Die Eisenbahn-Brücke wird renoviert und man kann nicht normal drüber. Es gibt aber eine tolle Treppe, sogar mit „Fahrrad-Schiene“ auf der Seite, damit man auch mit Rad drüber kann. Geht halt mit bepacktem Reiserad nicht, weil die Taschen zu breit sind. Hoch geht es gerade noch, runter wäre ich ein paarmal beinahe runtergefallen, weil das schwere Rad ziemlich zieht und die Radschuhe auf dem Metall überhaupt keinen Grip haben.
Ich falle ins Bett und schwöre mir, dass ich morgen (und am Besten den Rest meines Lebens) nie wieder solche beschissenen Radwege nehme, sondern lieber Strecken aussuche, die ordentlich an vernünftigen Straßen entlang gehen….