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Christoph X-tof Stoffel Hoyer erklärt euch die ganze Welt!

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Die Pinakothek der Moderne in München hat(te) eine Ausstellung „Das Fahrrad“ (Link). Ursprünglich geplant von November 22 bis September 24 wurde sie noch bis April 2025 verlängert.

Da mir öfters nachgesagt wird, dass ich mich für Fahrräder interessieren würde und auch andere mir schon sagten, dass es sich durchaus lohnt, habe ich mein Deutschland-Ticket geschnappt und bin per Zug nach München.

Der Aussstellungsraum ist Theater-artig, mit den ausgestellten Rädern auf den „Rängen“. Jedes Rad hat leider nur eine recht kurze Beschreibung.

Von einem der ersten Laufräder, bzw. einer Laufmaschine von 1817, aus denen mit der Zeit unsere heutigen Fahrräder entstanden sind.

Mein Interesse gilt ja eher „kuriosem“, wie z.B. diesem Antrieb, der durch das Treten nach vorne und mit Seilen, anstatt einer Kette auskommt. Einen solchen Antrieb sollte ich auf der Spezialradmesse 2024 in Lauchringen nochmal sehen, dort in dem Wettbewerb der besten Innovationen.

Aber „Kette“ ist auch ein gutes Stichwort. Wer die heutigen 10-fach (oder mehr) Ketten kennt, ist von den damaligen Ketten und Kettenblättern/Zahnrädern doch etwas erschlagen. Aber es ist natürlich faszinierend, mit welchem Engagement und welchem Zeitaufwand selbst damals die Leute von der Idee des Fahrrades überzeugt gewesen sein mussten, um all das auf sich zu nehmen. Und ja, ich bin schon froh über die industrielle Massenfertigung vieler Teile, die heutzutage ganz selbstverständlich für alle möglichen Bastelprojekte genutzt werden können. Alles für wenig Geld – oder sogar „recycled“.

Das nächste Kettenblatt ist zwar auch ein Einzelstück (denke ich) – aber vermutlich konnte hier bereits eine Standard-Kette verwendet werden. Ein Bahnrad, mit dem schon 1950 im Motorrad-Windschatten die damalige Rekordgeschwindigkeit von 154,4km/h von Karl-Heinz Kramer erreicht wurde. Wenn ich mir denke, wie ich heutzutage mit (vermutlich) deutlich besserem Material bei Geschwindigkeiten von über 70km/h (bergab) mich schon nicht mehr allzu wohl fühle, will ich nicht wissen, wie er sich damals gefühlt haben muss. Aber ja, ein Velodrom in Stuttgart oder zumindest in der Nähe, auf dem man einfach mal eine Stunde ballern könnte – das wäre auch ein interessanter Sport für mich! Leider gibt’s hier keine Rennbahn.
Die umgedrehte Gabel ist wohl typisch für Bahnräder und der Firmenname im Kettenblatt (Sudbrack) ist ein schickes Details.

Nochmal etwas zurück in der Zeit: ein sogenanntes „Sicherheitsrad“, also sicherer als die damaligen Hochräder. Ja, es hat seinen Grund, dass diese Hochräder ausgestorben sind.
Bei diesem Rad hier wurde probiert, durch viele geschwungene Linien einen höheren Komfort durch Federung zu erreichen. Ob es gelungen ist oder der Stahl einfach schneller gebrochen ist, kann ich nicht sagen. Besonders stabil sieht es für mich jedoch nicht aus.

Bei „Federung“ denkt man heutzutage oft an Gabeln. Auch früher schon, wie dieses Modell zeigt. Und eine Zweigang-Kettenschaltung scheint es auch schon zu haben.

Oder dieses „Luxusfahrrad mit Blattfederung“. Ich hab ja auch alle möglichen Ideen, wo man beim Fahrrad Federn einbauen könnte, um mal zu sehen, wie es sich verhält. Aber bisher kam dann immer die Vernunft und verbot es mir (und der Fakt, dass ich nicht auf oder neben einem Schrottplatz wohne, wo ich freien Zugriff auf alle möglichen Federn hätte).

Auch ein Rad aus der Reihe „Kuriositäten“ ist dieses Velocino. In offenen Radwerkstätten mit Schweißgerät werden solche Räder immer mal wieder hergestellt. Hier und da probiert sich mal ein Hersteller daran. Aber auch hier gilt: es hat schon seinen Grund, dass man sie nicht überall auf unseren Straßen sieht.

Eine weitere Kuriosität ist das Cavallo von Hercules. Sein Spitzname ist „Reitrad“, weil man das Rad dadurch antreibt, dass man eben darauf reitet. Ich weiß von mindestens einem Modell, das heutzutage noch/wieder in Kiel unterwegs ist.

Mit Antrieben wurde sowieso oft und viel probiert. Auch z.B. mit Kardan-Wellen. So richtig durchgesetzt hat es sich noch nicht, der Kettenantrieb ist bis heute dominierend. Auch diese Spezial-Felgen haben die gespeichten Räder bis heute nicht ersetzt.

Dieses Modell hat einen zuschaltbaren Antrieb über den Lenker. Die zugehörigen Ketten dazu wurden im Rahmen verbaut. Es sieht auf den ersten Blick schon fast wie ein typisches Rad der heutigen Zeit aus.

Aber nicht nur alte Räder wurden ausgestellt, auch Fahrräder, die erst in den letzten Jahren/Jahrzehnten entstanden sind. Hier wieder eines mit einem solchen Wellenantrieb. Im Gegensatz dazu hat sich die Rahmenbauweise mit Carbon jedoch etabliert, zumindest im Sport-Segment.

Auch aus Holz wird immer mal wieder ein Rahmen hergestellt. Oder gar aus ganzen Bäumen, wie ich auf der CyclingWorld in Düsseldorf sehen konnte.
Bei diesem Modell sind wir dann auf jeden Fall in der Kategorie „Designobjekt“. Nicht legal und völlig unpraktisch – aber um zur nächsten Eisdiele oder Radcafé zu fahren, um dort Eindruck zu schinden, ist es gut genug. Und wer genug Platz dafür hat, soll es sich auch gerne in den Radschuppen stellen.

Beim Thema Rahmenmaterial kommt man an Alu natürlich nicht vorbei. Dort steht auch das erste massengefertigte Alu-Rad von Kettler. Und während es damals durchaus noch neu und innovativ erschien, wirkt es heute doch eher bieder.

Im restlichen Museum waren auch immer wieder Fahrräder zu sehen, wie diese kleine Zeitreihe der FES Rennmaschinen. Die FES macht nicht nur Fahrradrahmen, sondern auch Bobs, Kanus, und alles weitere, wo es im Profisport im Sekundenbereich um Stabilität und Gewicht ankommt.

Und ein Fahrrad aus dem 3D-Drucker wurde auch ausgestellt. Ich bin gespannt, ob solche Rahmen, oder zumindest Teile davon, in naher Zukunft eine größere Verbreitung finden.

Und wer mit dem richtigen Fahrrad fahren auf der Straße nix am Hut hat, hat vermutlich sowieso gar nicht bis hierher gelesen. Aber auch für die Leute gibt es diese beiden Heimtrainer in der Nachbar-Ausstellung.

Das Fahrrad – Kultobjekt – Designobjekt


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