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Cyclocamp 2023, Straßburg

damals in Kanada habe ich sog. „Bikekitchens“ erlebt. Das sind, kurz gesagt, (üblicherweise) ehrenamtlich geführte Selbsthilfe-Fahrradwerkstätten. Dass es so etwas grundsätzlich gibt, war mir zwar davor schon bewusst (hier wikipedia dazu), hab es allerdings erst dort auch live erlebt (Vancouver, Edmonton, Quebec und danach auch in Dunedin). Selbsthilfewerkstätten gibt es in Stuttgart auch, z.B. vom lokalen ADFC, den „Keller5“, beim Muse-O im Osten oder auch als allgemeine offene Werkstatt, den Hobbyhimmel.
Und inzwischen gibt es auch eine solche Werkstatt in Stuttgart, die sich Bikekitchen nennt: https://bikekitchen-stuttgart.de

Und kaum bin ich in der „Szene“ drin, schon kriege ich von dem jährlichen Treffen der europäischen Bikekitchens mit, dem Cyclocamp. Ohne viele Erwarungen da hin und von den ersten Impressionen gleich mal beeindruckt. Auch der große „Schrottplatz“ und das Werkstatt-Zelt (mit Schweißgerät) machten – nicht nur nachts – einen guten Eindruck!

Gut, die verstochenen Beine sind nicht gerade ein positives Aushängeschild, aber das hätte ich ja auch irgendwie vermeiden können. Weiterlesen

Zwischenstop in München

München

auf dem Rückweg von Berlin bin ich noch für einen kurzen Stopp nach München gefahren. Wenn man schon mal unterwegs ist.
Dort angekommen bin ich zuerst mal zum Hostel und habe dann mal kurz geschaut, was die Stadt heute Abend so anbietet. Ausverkaufte Konzerte, andere an Orten, von denen ich noch nie was gehört habe. Und die Vorstellung „Auto Auto! Bach driving crazy„. Im Pressetext ist unter anderem zu lesen: „Da dreschen die Künstler mit schwerem Gerät auf Blech und Verbundglas, es scheppert und schrammt, es kratzt und kreischt.
Die Entscheidung fällt leicht. Laut Internet gibt es noch ganz wenige Restkarten, also laufe ich mal zu einer Vorverkaufsstelle. Dabei fällt mir ein, dass ich für diese Veranstaltung ja noch dringend das FCKCRS T-Shirt anziehen muss!
Auf dem Weg dorthin ein allzu typisches Bild für Deutschland. Eine kleine Türe für einen vermutlich ebenfalls kleinen Fahrradraum – nebenan eine große Doppeltür mit dem Schild Müllraum.
Zwischenstop in MünchenEs gab tatsächlich noch eine Karte einer günstigen Kategorie, ich kaufe sie und laufe zurück zum Hostel um das T-Shirt anzuziehen. Ich habe jetzt noch eine gute Stunde Zeit und das Prinzregententheater ist etwa 4,5km entfernt. Also laufe ich gleich weiter dahin.
Zwischenstop in München
Im Theater kriege ich dann ein Angebot, meine günstige Karte durch eine der besten Kategorie auszutauschen. Warum im Internet fast alle Karten verkauft waren, der Saal aber halbleer ist, wundert mich schon ein bisschen, aber mit der sechsten Reihe kann ich mich doch abfinden.
Auf der Bühne steht neben den normalen Instrumenten auch ein verdecktes Auto.
Zwischenstop in München
Meine Nachbarn philosophieren, was das wohl für ein Auto ist und ob es aufgebockt ist. Ich schaue mich bisschen um und mache Selfie-Quatsch mit der Decke, bevor ich das Smartphone ob der Hochkultur ausschalte.
Zwischenstop in München
Das Auto ist ein vollwertiges Schlaginstrument in der Vorführung. Bis zur Pause wird noch recht zärtlich nur mit den Händen drauf rum getrommelt. Von „schwerem Gerät“ oder einem „Scheppern“ ist nix zu sehen. Meine andere Nachbarin stöhnt aber schon merklich, immer wenn die Künstler auf das Auto zugehen. Als mit einem Schleifpapier rabiat am Lack gerieben wird, fühlt sie sich gar nicht mehr wohl.
In der Pause trage ich stolz mein T-Shirt durch die Menge und ernte tatsächlich einige verwunderte Blicke.
Danach kommt endlich das schwere Gerät zum Vorschein. Hammer, Vorschlaghammer, Brecheisen, Metallrohre, eine Axt und auch eine Flex werden nun benutzt, um dem Auto das versprochene „Kratzen und Kreischen“ zu entlocken. Meiner Nachbarin geht es vermutlich ähnlich wie dem Auto. Man sieht ihr an, dass sie Mitleid mit dem armen Auto hat. Ich freue mich wie ein Schneekönig, was ihre Situation nicht besser macht!
Zwischenstop in München
Zurück nehme ich dann doch mal die Bahn und sehe noch diese Werbetafel, die mit einer Tafelfolie beklebt wurde. Mit Kreide konnte man hier selbst zum Künstler werden. Eine gute Idee!
Zwischenstop in München
Am nächsten Tag bin ich dann bei einer Firma, die in ihrem Gang hunderte kleine Spielzeug-Autos aufgehängt hat, farblich sortiert. Ob das so eine Art Karma ist? Dass dies eine Bestrafung ist, dafür, dass ich gestern der kulturellen Opferung eines richtigen Autos beigewohnt habe?
Zwischenstop in München
Aber natürlich bin ich auf auf diesen Fall vorbereitet und schmuggle zwischen die gelben Autos einen solchen „NIemand muss Auto fahren“ Aufkleber rein.
Zwischenstop in München
Das wars dann aber auch mit diesem Ausflug. Ich laufe schon wieder zum Bahnhof, weil ich eben wieder genau diese Zeit übrig habe und bin in den etwa 30 Stunden in München jetzt tatsächlich und etwas ungeplant fast 15km rumgelaufen.

Berlin-Ausflug

Berlin

Berlin hat schon irgendwas. Dieses Wochende eben das Sechstagerennen, die SixDays.
Ich habe noch rechtzeitig einen Zug gebucht. Gut ist ja, dass diese Flixtrains auch auf der Bahn-Seite angezeigt werden, dass man bloß nicht vergisst, die günstigere Alternative zu buchen. In meinem Fall hatte ich die Hinfahrt für 8,99€ bekommen.
Was nicht so gut ist: Man muss halt schon um 07:04 am Bahnhof sein – was mir als „Team Zweistellig[e Uhrzeiten]“ doch nicht ganz einfach fällt. Da ist es auch egal, dass man danach noch ausgiebige Nickerchen im Zug machen kann.
Berlin-Ausflug
Die Aussicht am fast durchgehenden nebeligen Reisetag war völlig zu vernachlässigen. Hier z.B. die Kohl’schen blühenden Landschaften. Für Januar bestimmt schon/noch sehr grün.
Berlin-Ausflug
Den einen Abend bin ich ein bisschen mit der mit Kamera rumspaziert und habe versucht, ein paar Bilder zu machen. So richtig motiviert war ich aber nicht und als ich dann zufällig auf einen bekannten Musiker aus Stuttgart traf, nahm ich das als gute Ausrede, mich ihm ein bisschen anzuschließen und das Fotografieren sein zu lassen. Danach kam mir das Bosse-Lied 3 Millionen in den Sinn, das ja ein bisschen das Thema „jemanden in Berlin treffen“ aufgreift.
Das einzige halbwegs vernünftige Foto beim Spaziergang ist dieses hier geworden, auf dem der Berliner Fernsehturm langsam im Nebel verschwindet.
Berlin-Ausflug
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Lauterbach – Darmstadt

nach der Erfahrung von gestern mache ich heute gar keine großen Pläne, sondern fahre einfach mal drauf los. Im Städtchen Lauterbach werden in der Alt-/Innenstadt diese Schirme aufgehängt und beim orangenen „Fahr Rad“-Schirm muss ich dann doch mal anhalten und sie fotografieren.

Weiter geht’s – allerdings scheint der heutige Radweg nicht so komfortabel zu sein, wie gestern noch. Diese Schilderkombination von Radweg-Ende/Radweg-Anfang an jeder noch so kleinen Querstraße zeigt mal wieder überdeutlich, wie die Prioritäten verteilt sind. Selbst bei diesem kleinen Parkplatz für Wanderer, die ja der aktiven Bewegung nicht abgeneigt sind, werden die RadfahrerInnen ausgebremst und müssen sich mit den potentiell rumfahrenden KFZ auseinandersetzen.
Warum macht man in solchen Fällen nicht einfach eine Vorfahrtsregelung für die Radfahrer?

Auch sehr ungerne gesehen: Drängelgitter. Vor allem, wenn man ein Rad dabei hat, bei dem noch Packtaschen dran sind. Man sieht zwar überall, dass sie die Durchfahrt deutlich vergrößert haben und jeweils eines dieser Gitter nach hinten versetzt haben. Aber dennoch ist es eine unnötige Einschränkung von Radfahrenden. Ich könnte sowas ernst nehmen, wenn es auch nur eine einzige Stelle im deutschen Straßenverkehrsnetz gäbe, das so ausgelegt ist, dass Autos auf Schrittgeschwindigkeit abbremsen müssten und mit bestimmter Beladung eine solche Stelle sogar überhaupt nicht passieren könnten.

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Kassel – Lauterbach

die Zeit in Kassel neigt sich zu Ende. Ich frühstücke noch gemütlich und dann überlege ich mir noch, wie ich wieder nach Hause komme. Mit dem FlixTrain habe ich mein Rad mitgenommen und bei der ADFC-Tour gestern noch eine veraltete Karte der hessischen und deutschen Radwege mitbekommen.
Also entscheide ich mich nach etwas hin und her für den Fulda-Radweg und denke mir, dass das 78km entfernte (Luftlinie) Lauterbach doch ein mögliches Ziel sein könnte. Falls ich zu früh dort bin, fahre ich entweder noch ein paar Umwege oder einfach noch weiter.

Zuerst aber durch die Fulda-Aue aus der Stadt raus.

Und irgendwo auf dem Weg dann diese Pilze gesehen. Das ist ja das schöne am Radfahren – solche Dinge kriegt man mit. Ob man dafür dann auch immer anhält – erst recht mit dem schweren und trägen Tourenrad – ist noch eine andere Frage.

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Bern – Richterswil

das war also die erste Etappe. Bisschen heiß und dafür auch bisschen viel. Für heute habe ich mir mal wieder nichts so richtiges vorgenommen. Naja, ich will vielleicht bis Luzern, wenn es gut läuft sogar bis Zürich. Das wären dann vielleicht wieder 150km. Und gegen die Hitze habe ich mir vorgenommen, irgendwo auf der Straße eine Kappe zu finden.
Erstmal muss ich aber das Problem lösen, aus der Stadt raus zu kommen. Ich überlege noch kurz, irgendwie mit dem ÖPNV irgendwann irgendwo hin zu fahren (offenbar kriegt man hier in Bern – wie auch schon in Lörrach als Übernachtungsgast für die beiden Tage ein kostenloses Tagesticket für beide Tage). Da ich aber nicht weiß, wie das hier funktioniert, fahre ich einfach mit dem Rad und hangle mich von Kreuzung zu Kreuzung aus der Stadt raus. Sieht sogar ganz schick aus.

Draußen sehe ich dann eine solche „Werbung“. Jeder/m „KampfradlerIn“ ist das klar, und die werden üblicherweise auch nicht umgefahren. Aber wer halt nicht so oft und selbstbewusst Rad fährt, der/die lässt sich gerne von den Autos an den Rand drängen. Deutsche Städte (wie z.B. hier Fellbach) machen da gerne ganz anders lautende „Werbung“.
Es ist übrigens immer noch heiß, aber mich wundert es, dass die günstige Sonnencreme vom Discounter ziemlich gut funktioniert. Sonnenbrand habe ich kaum, nur ein bisschen auf dem Kopf; auch hier würde die bald zu findende Mütze helfen. Was mich allerdings richtig stört, sind diese Mini-Fliegen. Sie kleben ständig irgendwo, gehen aber meist schnell in der Sonnencreme/Schweiß-Pampe auf meiner Haut kaputt. Bis es soweit ist, krabbelt es immer irgendwo, besonders im Gesicht hasse ich das!

Zufällig komme ich noch beim e-Bike Hersteller Flyer vorbei. Dort gibt es sogar ein paar interessante Angebote von Ladegeräten und Bosch-Akkus. Allerdings brauche ich das nicht wirklich und ich will es erst recht nicht mitschleppen.
Diese riesige Skupltur hat bestimmt auch eine Bedeutung, konnte ich auf den ersten Blick aber nicht entschlüsseln.
Dann ist es soweit – ich finde tatsächlich eine Mütze. Das hat sich hier schwieriger herausgestellt, als gedacht. Ich finde hier kaum irgendwas am Straßenrand. Die Schweizer scheinen da offenbar regelmäßig aufzuräumen (oder einfach kaum was zu verlieren).
Dummerweise ist es eine Hooters-Mütze. Dieser Laden ist auf der internationalen Scheiße-Skala für mich in der direkten Verfolgergruppe hinter so Sachen wie der #FCKAFD, Nestlé, Trump oder Monsanto. Also entscheide mich mich dafür, lieber einen Sonnenbrand zu kriegen (falls es denn soweit kommt), als mit dieser Mütze den Eindruck zu erwecken, ein Vollidiot zu sein.

Was deutlich besser hilft: So ein Pack Sorbet so lange an die heiße Birne halten, bis man wieder halbwegs abgekühlt ist. Und dann das leicht aufgetaute Sorbet natürlich noch essen. Mahlzeit!

Zwischendrin auf der Tour war ein See, über den ich eigentlich mit einer Fähre drüber wollte. Die fährt aber nur einmal am Tag und das war schon längst vorbei. Also 20km um den See herumradeln. Inzwischen habe ich schon Luzern abgesagt und bin Richtung Zürich unterwegs. Als ich dann gegen neun Uhr abends in Zürich ankomme, sind alle Hostels und Jugendherbergen belegt. Die Jugendherberge kümmert sich aber um mich und telefoniert mit der Jugendherberge in Richterswill. Dort gäbe es noch Betten, allerdings ist die 25km weg und die machen um 22:00 zu (es ist gerade 21:50). Auch das Problem kriegt man mit der Kreditkarten-Nummer und einem Zahlencode für die Türe in Richterswill geklärt und ich gebe Gas. Die Reststrecke ist flach, immer am Zürichsee entlang und ich habe ein Ziel, auch sind es inzwischen halbwegs angenehme Temperaturen.

So sah die Strecke dann aus (Link zu Strava), fast 180km in guten neun Stunden.

Aber morgen werde ich mir bestimmt mal was vernünftiges ausdenken, was gegen die Hitze hilft! ;~)

Lörrach – Bern

jetzadle, los geht’s! Im Hostel laufe ich im Flur noch an diesem künstlerischen Moin vorbei.

Letzte Nacht habe ich mir auf einem Platz in der Fußgängerzone noch ein bisschen diese BMX Jungs angeschaut. Die Tricks können sie nicht mehr, das ging 2014 zum letzten Mal (wenn ich das richtig verstanden habe). Aber es ist auf jeden Fall noch imponierender gewesen, als wenn ich auf so einem Rad gesessen wäre. Mir fehlt so ein Ding ja noch in meiner Fahrrad-Sammlung….

Mit dem Thema Navigation habe ich mich nicht beschäftigt. Wie denn auch, ich wusste ja nicht mal wohin ich überhaupt will. Ich war aber überrascht über das ausgeschilderte Fahrradnetz in der Schweiz. Dort gibt es dann auch solche Fahrradstraßen, die wirklich nur für Radfahrer sind. Sowas gibt es in Deutschland natürlich nicht, fast jede Fahrradstraße hat das Schild „KFZ frei“ dran.
Die Beschilderung ist auch gut. Nicht so, wie diese grün/weißen Witzschilder, die hier bei uns aufgehängt werden, wenn eine Kommune noch Geld für den Radverkehr übrig hat und keine Idee hat, was sie damit tun soll.
Ich wollte nach Delémont, habe aber – eigentlich nur aufgrund der Hitze – tatsächlich den kürzeren Weg gewählt. Der Unterschied ist ja aber auch ziemilch groß.

Die Aussicht ist nicht allzu überraschend für die Schweiz.

In Delémont frage ich mal bei der Touristen-Information nach, ob es denn einen geschickten Weg nach Biel oder Bern gibt. Er kuckt mich komisch an und fragt mal google. Bern wäre ja noch 90km entfernt, ob ich das ernst meine? Na klar, aber das war doch nicht die Frage. Er gibt mir zwei potentielle Routen nach Biel, die eine hatte ich auf den digitalen Karten auch so grob angedacht, die andere soll aber besser, schöner und ruhiger sein. Er druckt mir das gleich mal aus. Nene, lass sein, das bringt nix, sage ich. Aber dann ist es schon zu spät. Ich habe jetzt ein halbbedrucktes DINA4 Blatt (farbig auch noch) mit einer 50km langen Route bis Biel, die etwa so lang ist, wie mein kleiner Finger. Das bringt natürlich nichts.

Und er hatte recht. Die Strecke ist schön und ruhig. Wenn auch etwas bergig, ich komme auf über 1.000m. Aber selbst dort oben ist es nicht merklich kühler. Was durch den Schatten der Bäume kühlt, macht die Anstrengung, um hier hoch zu radeln, wieder wett.

Und mit einem Tunnel mitten drin. Irgendwo hätte da auch ein kleiner See sein sollen, in den ich tatsächlich reinspringen wollte. Den habe ich aber nicht gefunden.

Weil es in Biel immer noch früh genug war, bin ich einfach die letzten 40km bis Bern noch weiter gefahren.
Am Ende waren es gute 150km bei der Hitze, die ich in fast 10h (inkl. 2h Pausen) hinter mich gebracht habe. Morgen will ich dann vielleicht nach Zürich, wobei ich mir schon mal Hostels davor ausgesucht habe, weil ich morgen ja nicht schon wieder so einen Ritt in der Hitze machen möchte….

bisschen Urlaub

ich bin ja der Typ, der nie so recht weiß, was los ist. Wie oft ich schon literweise getrunken habe, bis ich feststellte, dass ich eigentlich Hunger habe und anders rum genauso.
Mit dem Urlaub ist es ähnlich. Ich war jetzt schon überall und dachte, dass ich eigentlich noch ganz ausgeruht wäre. Aber als der – nur mal so prophylaktisch eingetragene – Urlaub näher kam, merkte ich doch, dass es mir wohl ganz gut tun könnte.
Ich bin allerdings auch der Typ, der keine richtige Lust hat, irgendwas zu planen. Gut, dass ich mir schon lange vorgenommen habe, nicht mehr zu fliegen. Das macht die Auswahl einfacher. Da ich nur wenige Tage habe, dachte ich eben, dass ich mit dem Zug in die Nähe der Schweiz fahre und dann dort etwas rumradle. Auf langweiliges, flaches Norddeutschland mit schlechten Radwegen habe ich keine Lust.

Der erste Versuch, bereits am Samstag aufzubrechen, ist irgendwie gescheitert. Das Wetter war miserable und ich hatte noch einen Termin zum Throbozyten-Spenden (und noch x andere Sachen zu tun). Gepackt sowieso nicht.
Montag Mittag war es dann soweit, ich habe meine Fensterbank-Blumen zum Gießen gegeben, in 20min alles zusammengepackt (hoffentlich an alles gedacht) und bin dann mit dem Zug bis Weil am Rhein gefahren. Von dort am Montag Abend noch eine kleine „Dreiländer-Radtour“ über Schweiz und Frankreich nach Lörrach; dort übernachtet. Schon die zweite Jugendherberge/Hostel hatte ein Bett frei.

Am nächsten Morgen hab ich noch Fahrradkettenöl (vergessen und natürlich nicht vor Abfahrt gepflegt) und neue Bremsklötze besorgt (die hören sich auch ziemlich verbraucht an). Und los geht’s. Wohin? Hm, irgendwie nach Biel? Oder noch weiter nach Bern? Mal sehen, wie es bei der Hitze läuft. An zwei Trinkflaschen habe ich wenigstens gedacht. Und auch ganz mutig (naja, bei der Wettervorhersage eher nicht) gar keine langen Sachen und auch keine Regenklamotten eingepackt.

Bilder gibt es erstmal keine. Mein Telefon ist eigentlich gerade Schrott und nicht im Zustand für eine Reise. Ich habe es gerade noch so hinbekommen, dass ich meine Touren aufzeichnen kann – aber das wars dann auch schon. Ob die Bilder, die ich jetzt sehr selten schieße, was werden oder wie ich drankommen könnte, werde ich wohl ausprobieren, wenn ich wieder zuhause bin und Zeit für sowas finde.

Bon Vojage!

Mannheim – Stuttgart

so eine Mist-Strecke! Aus Mannheim raus dachte ich, dass ich den grün/weißen Radrouten-Schildern folgen könnte. Das war natürlich eine ziemlich schlechte Entscheidung – wie ich es inzwischen ja schon wissen müsste. Und um Mannheim und die anderen Städte hier waren einige Straßen für den Radverkehr gesperrt und keine vernünftigen Umleitungen ausgeschildert. Das ist echt eine Katastrophe! Vor lauter Ärger über die Strecke habe ich gar keine Bilder gemacht, dafür halt hier die Relive-Aufzeichnung, auf der man ganz gut noch die ganzen Weinberge sehen kann, über die ich drüber musste.

Relive ‚Mannheim – Remseck‘


Ich habe es noch halbwegs rechtzeitig geschafft, auf der Abteilungs-Sommerfeier anzukommen und musste dort erstmal drei Liter trinken, um meinen Flüssigkeitshaushalt auszugleichen; meine Trinkflasche war schon recht früh leer und irgendwie gab es einfach keine gute Gelegenheit mehr, sie wieder aufzufüllen. Allerdings hatte ich auch nicht soviel Zeit, auf dem Sommerfest zu bleiben, weil abends noch die Mitglieder-Versammlung im Kulturzentrum Merlin war, auf der ich mich gerne in den Vorstand hätte wählen lassen. Irgendwie wurde die Vorstandswahl aber dann doch abgesagt, bzw. in den Herbst verschoben.

Aber als ich dieses Schild gesehen habe, wusste ich, dass ich wieder zuhause im Fahrrad-unfreundlichen Stuttgart bin: Schiebestrecke. :-/

Relive ‚Remseck – Stuttgart-West‘

Trier – Kaiserslautern/Mannheim

das Wetter sieht zwar nicht berauschend aus, aber wenigstens hat es gehalten. Ich fahre weiter durch die Vulkaneifel (?) und muss hier und da mal wieder über ein Berg fahren. Angefangen habe ich bei knapp 150m, zwischendrin war ich über 700m hoch. Das hat zwar immer eine schicke Aussicht, ist mit dem (wenn auch nicht mehr allzu schwer) bepackten Rad aber doch immer anstrengend.

Gestern bin ich ja auch noch bei Büchel/Alflen vorbei gekommen. Dort stehen die letzten Atomsprengköpfe der Amerikaner auf deutschem Boden und es gibt wohl noch eine aktive Widerstandsbewegung dagegen. Irgendwo in der Nähe soll es ein Camp geben, wird mir von zwei Demostranten erzählt, die mit ihren Rädern neben dem Eingangstor stehen und von ziemlich vielen Polizisten bewacht werden. Es sind zwei Mitglieder der „Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“, kurz IPPNW. Ich habe noch einen gefalteten Kranich aus Papier bekommen, dann fahre ich auch schon weiter und bedanke mich bei ihnen für ihren Einsatz.

Heute ist dann auch wieder eine seltsame Schilder-Kombination zu finden, ein benutzungspflichter Radweg, kombiniert mit einem Durchfahrt-Verboten-Schild (offiziell: „Verbot für Fahrzeuge aller Art“). Was jetzt? Ich muss auf dem Radweg fahren, darf es aber nicht?

Ich komme in Kaiserslautern an, finde hier aber nichts zum Übernachten. Es gibt keine Jugendherberge, kein Hostel – somit entschließe ich mich, in die S-Bahn zu steigen und bis Mannheim weiter zu fahren. Dass mir jetzt ein Stück auf der Strecke fehlt, ist mir gerade nicht so wichtig – vielleicht fahre ich hier irgendwann anders nochmal hin und fülle das übersprungene Stück auf. Da mache ich mir aber jetzt keine Gedanken drüber, sondern genieße einfach ein bisschen die Rhein-Auen in der untergehenden Sonne direkt vor der Mannheimer Jugendherberge.

Koblenz – Trier

während ich so über die Felder aus Koblenz raus fahre, sehe ich das große Canyon Gebäude und entschließe mich, dort noch kurz vorbei zu fahren. Es stehen gerade mal eine gute Handvoll Fahrräder vor dem Eingang, der KFZ-Parkplatz ist ziemlich voll und eine benachbarte Wiese wurde auch noch für diese Autos aufgeschottert. Dabei ist diese Strecke nicht besonders anspruchsvoll, es waren gute 5km von meinem Hotel und nur 100 Höhenmeter – das mache ich in Stuttgart auch jeden Tag, wobei ich auf Hin- und Rückfahrt über den Berg muss. Die Canyon-MitarbeiterInnen müssten nur auf dem HInweg den Berg rauf, zurück in die Stadt ginge es dann nur noch abwärts.
Naja, ich denke mir noch, dass ich mir mal deren Räder anschaue, aber das ist scheinbar nur das Werk, der Ausstellungsraum ist in der Stadt – und wenn ich das im Hinterkopf gehabt hätte, hätte ich mich dort mal umgeschaut. Schließlich will ich mir ja in naher Zukunft noch ein Carbon-Rennrad besorgen, und diese Canyon-Dinger sind grundsätzlich gar nicht so schlecht (außer dass es halt Massenware von der Stange ist und mir die Lackierungen nicht besonders gefallen). Deswegen bin ich aber dennoch nicht mehr zurück gefahren.

Mir bleibt dann nichts anderes übrig, als einfach weiter zu fahren. Den Mosel-Radweg habe ich extra nicht genommen. Das wäre vermutlich deutlich länger gewesen, weil der Radweg immer dem Flusslauf folgt – und außerdem habe ich ja noch die katastrophale Radweg-Führung am Rhein im Kopf. Das mache ich nicht mehr mit – da fahre ich lieber auf normalen Straßen und über Berge.
Irgendwo dort habe ich auch mal eine tote Wildsau im Straßengraben liegen sehen. In der nächsten Stadt bin ich dann fast direkt an einer Polizeidienststelle vorbei gekommen und dachte mir: Sag ich denen doch mal darüber Bescheid. Hat sie aber nicht interessiert, sie wären nur zuständig gewesen, wenn der Kadaver auf der Straße gelegen wäre oder den Verkehr sonstwie behindert hätte. Na gut…. Weiterlesen

Köln – Koblenz

wenn man Zeit hat, so wie ich gerade, dann kann man auch mal zur Radkomm fahren. Das ist das „Kölner Forum Radverkehr“, bei dem der „Radentscheid“ für das Bundesland Nordrhein-Westfahlen gestartet wurde: Aufbruch Fahrrad. Sie brauchen dort 66.000 Unterschriften, damit sie gehört werden, das sollte doch schaffbar sein. Falls jemand das hier liest und in NRW wohnt, bitte mitmachen!
Neben „netzwerken“ und einem Workshop mit meinen speziellen Freunden, der Polizei, gab es ganz am Schluss noch eine Kunst-Aktion mit einem 50m langen Radweg, den man überall dort auslegen kann, wo man dringend einen Radweg bräuchte, aber keinen hat; zumindest, wenn man genügen Leute zum tragen hat. Zufällig vorbeikommende RadfahrerInnen waren ziemlich verwirrt, wie sie mit diesem Radweg umgehen sollten, wir konnten jedoch alle überzeugen, ihn zu benutzen.

Am nächsten Tag war dann noch die Sternfahrt in Köln, auf der etwa 7000 Leute mitgefahren sind. Auf meinem Ast, Chorweiler, waren es am Anfang auf nur wieder ca. 50 Leute am Anfang, wie schon in Berlin. Aber es regnete hier nicht und die Polizei war sogar mit Fahrrädern dabei.

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