2018 wurde in Belgien das Wort Mordstreifen zum Unwort des Jahres gewählt. Wer mit dem belgischen Artikel nicht viel anfangen kann, hier steht etwas in Deutsch dazu. In Deutschland werden diese übrigens euphemistisch „Schutzstreifen“ genannt.
Die Tage ist nun das dritte Video durch meine Twitter-Timeline gekommen, auf dem ein:e Radfahrer:in von einer geöffneten Autotüre genau auf solchen Mordstreifen erwischt wurden. Die Videos sind immer hinter dem pic.twitter-Link und sollten nur angeklickt werden, wenn man starke Nerven hat oder aufgrund irgendeiner psychischen Störung Menschen hasst.
Dies ist mein absolut größter Alptraum und Städte wie @Koeln bauen noch immer Infrastruktur welche diese Art von Unfällen einplant 🤬 pic.twitter.com/FLXLQsPha5
— Peter Ullrich (@PJUllrich) October 23, 2020
Davor konnte ich mich noch an das Video aus England erinnern.
Wenn Euch jemand fragt, warum Ihr gefühlt „mitten auf der Straße“ radlt, ist es immer gut, dieses Video in seinen Lesezeichen zu haben. pic.twitter.com/xVIqpMGEU5
— Rad in MUC (@RadinMuc) May 18, 2019
Und davor noch dieses Video aus Australien, bei dem gleich zwei Radfahrer:innen erwischt wurden.
TONIGHT: We speak to the cyclists involved in this shocking #Adelaide crash. Exclusive details at 5pm. @10NewsFirstAdl pic.twitter.com/ZGAPtZlRut
— Hannah Foord (@HannahFoord7) February 12, 2019
Oder dieses Video hier:
PSA to cyclists.
Do not trust drivers, do not trust passengers, do not ride in the door zone! pic.twitter.com/oBMVX8sSyz
— CycleGaz™ (@cyclegaz) July 9, 2022
In Stuttgart gibt es in dem Bereich, den ich halbwegs regelmäßig abfahre, auch einige Straßen, die mit genau solchen Mordstreifen ausgestattet sind. Bei den steigenden Radverkehrszahlen ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis dort auch mal etwas Schlimmes passieren wird.
Jetzt schon schlimm ist das völlige Desinteresse der Stadt Stuttgart, an diesen Stellen etwas zu verändern oder es sogar noch genau so neu baut. Sollte es dort mal einen Unfall geben, wird sich die Stadtverwaltung nicht damit rausreden können, dass sie davon nichts wussten. Bei Gesprächen mit der Stadtverwaltung mit Vertretern vom Zweirat, dem Radentscheid, dem VCD und dem ADFC werden solche Themen regelmäßig angesprochen. Nachdem bereits Verkehrsplaner:innen in Heidelberg nach einem tödlichen Rad-Unfall verurteilt wurden, kann ich mir gut vorstellen, dass auch das vorsätzliche Anordnen dieser gefährlichen „Schutzstreifen“ zu einer Verurteilung führen könnte.
Fange ich doch mal mit der Stresemannstraße an. Ganz nagelneu so gemacht, dass ein Unfall vorprogrammiert ist. Im weiteren Verlauf sieht man schon ein Auto auf dem sog. „Schutzstreifen“ stehen, gegenüber auch. Seit Wochen steht dort bereits das Boot aus München(!) und ragt aus der Parkzone heraus. Nebenbei ist das auf meiner täglichen Pendelstrecke genau die Stelle, an der ich immer zu knapp überholt werde.
Ein weiteres, heißes Thema in Stuttgart: Die Theodor-Heuss-Straße. Hinter mir noch die temporäre Radspur, hier der Mordstreifen kurz danach. Dass die Autos nicht vernünftig parken können oder wollen tut hier auch überhaupt nichts zur Sache und dass der Taxistand vollgeparkt ist, nennt man hier nur lapidar #Stuttgartparktfair und hat kein Interesse, es zu verändern.
Auch auf der Olgastraße sollen die Radfahrer:innen nach den Markierungen direkt in der gefährlichen Dooring-Zone fahren. Wenn man die Videos oben sieht und beherzigt, fährt man bestenfalls auf der gestrichelten Linie, besser noch links davon.
Ums Eck in der Wilhelmstraße ist es genauso; ebenfalls in beide Richtungen. Und auch hier steht auf der Gegenspur schon wieder ein Auto auf diesem Schutzstreifen. #Stuttgartparktfair
Auch in der Neckarstraße ist in beide Richtungen ein solcher „Schutzstreifen“ aufgemalt, aber es gibt dadurch natürlich keinerlei Schutz – ganz im Gegenteil. Ob das aus-/einparkende Auto in der Gegenrichtung wohl auf den Radverkehr geachtet hat? Meine Empfehlung auch hier: Mindestens auf der gestrichelten Linie fahren, eher weiter links. Hier herrscht sowieso ein „faktisches Überholverbot“, weil man hier nicht legal überholt werden kann. Und wenn Autos hinter einem nervig hupen, ist das nur ein Zeichen, dass man gesehen wurde.
Dann noch die Zeppelinstraße.
Und zum Schluss das, immer wieder als schlechtes Beispiel für alles genannte, Kaltental. Auch hier ist ein legales Überholen nicht möglich und auch hier sollte man diese Markierung als Empfehlung nehmen, wo man fahren sollte. Dass die Autofahrer hinter einem dann gerne ausflippen, muss man halt ertragen. Besser, als wenn man von einer geöffneten Autotüre vom Rad geholt wird und/oder vom hinterher fahrenden Auto dann überrollt wird.
Abwärts ist es im Kaltental dann genauso beschissen. Inzwischen kann man auch nicht mal mehr abschätzen, ob eine Autotüre geöffnet wird. Klar, bei einem just parkenden Auto ist damit zu rechnen. Aber auch bei Autos, die schon länger stehen und der/die Fahrer:in einfach noch am Handy spielte, kann noch minutenlang nach dem Parken plötzlich die Türe geöffnet werden.
Und genau dieser Moment ist mir auch quasi vor die Kamera gelaufen. Würde diese Türe geöffnet, könnte es die Fahrerin gerade noch erwischen. Wahrscheinlich wird sie aber einen Schlenker nach links machen und dann vermutlich von dem Auto erwischt.
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